Der VW Bulli feiert 60. Geburtstag! Ein Besuch im Werk Hannover (1/2)

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Neben dem VW Käfer gehört zu den bekanntesten Volkswagen Produkten der VW Bus, liebevoll VW Bulli genannt. Bereits im Jahr 1950 lief der erste Bulli – Bezeichnung T1 – auf Basis des Käfers im Werk Wolfsburg vom Band. Aber Nachkriegs-Deutschland brauchte deutlich mehr dieser genialen Transportfahrzeuge, als man im Werk Wolfsburg neben dem Käfer herstellen konnte. So fiel im Jahr 1955 die Entscheidung, in Hannover – extra für den Transporter T1 – ein neues Automobilwerk zu bauen. Die Produktion begann 1956. Herzlichen Glückwunsch zum Sechzigsten Geburtstag, VW Bulli aus Hannover!

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Wiederaufnahme der VW Käferproduktion nach dem zweiten Weltkrieg

Bereits 1945, also unmittelbar nach Ende des zweiten Weltkrieges, wurde im Volkswagenwerk Wolfsburg unter britischer Besatzung (der Grundstein für den Volkswagen Produktionsstandort war am 26. Mai 1938 durch Hitler bei Fallersleben gelegt worden. Die zugehörige “Stadt des KdF-Wagens bei Fallersleben” wurde am 1. Juli 1938 gegründet und erst 1945 in Wolfsburg umbenannt) die Produktion des Volkswagen Käfers wieder aufgenommen, nachdem kurz nach dem geplanten Anlauf des Käfers (1939) die Produktion auf den VW Kübelwagen und anderes Kriegsgerät umgestellt worden war.

1946 gingen die produzierten VW Käfer noch überwiegend an die britische Besatzungsmacht und an deutsche Behörden. Privatleute konnten das Fahrzeug nicht erwerben. Aber bereits 1947 begannen die Exporte. Eine sehr wichtige Rolle spielte dabei Ben Pon senior – ein Niederländer, der 1947 erster Generalimporteur für Volkswagen wurde. Ben Pon lieferte nämlich den ersten und entscheidenden Denkanstoß für einen VW Transporter auf Basis des Käfers.

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It’s a Bulli’s World: In den kleinen “heiligen Hallen” bzw. der Oldtimer-Werkstatt von Volkswagen Nutzfahrzeuge

Aufbruch im Nachkriegs-Deutschland mit dem VW Bulli T1

Rasch entwickelte sich der Käfer aufgrund seiner genialen Konstruktion durch Prof. Porsche (luftgekühlter 4-Zylinder Boxermotor im Heck mit Heckantrieb, 4x Einzelradaufhängung, unkomplizierte und bestens zugängliche Technik) in Verbindung mit dem niedrigen Preis zum absoluten Renner. Die Produktion in Wolfsburg wurde kräftig gesteigert. Die Idee eines VW Transporters – auf Basis des Käfers – wurde von VW rasch umgesetzt. Bereits 1950 liefen die ersten Transportfahrzeuge der Baureihe T1 – bekannt als Bulli – in Wolfsburg vom Band. Aber wegen der starken Käfernachfrage konnten pro Tag nicht mehr als 80 Transporter (T1) gebaut werden.

In Deutschland bahnte sich das Wirtschaftswunder an. Unter anderem wurden dazu auch zunehmend größere Transportkapazitäten auf der Straße benötigt – sowohl für den Personen- als auch für jeglichen Güterverkehr. Der Transporter Bulli entwickelte sich ebenfalls zum absoluten Renner. Überall wurde der Bulli eingesetzt – ob bei Handwerkern.. im Baugewerbe.. als Eismann-Stand.. als Campingfahrzeug. Immer mehr Spezialanfertigungen wurden nachgefragt und gebaut.

Der Bulli hatte sich rasch zum beliebtesten und vielseitigsten Transporterfahrzeug – nicht nur in Deutschland – gemausert. Irgendwie mußte die Fertigungskapazität drastisch erhöht werden, denn die Nachfrage erforderte damals bereits etwa 330 Fahrzeuge täglich. Aber bei VW in Wolfsburg gab es keine Erweiterungsmöglichkeit zur Produktionssteigerung.

Entscheidung für neues VW Transporter Werk in Hannover

1954 fiel die Entscheidung zum Bau eines eigenen Werks für den T1 Bulli. Der damalige Volkswagen Generaldirektor, Professor Heinrich Nordhoff, entschied sich für Hannover als neuen Standort. Am 4. Februar 1955 wurde der Kaufvertrag unterzeichnet. Bereits am 8. März 1956 rollten die ersten Bullis aus dem Werk Hannover vom Band – eine fast unglaubliche Leistung! 4000 Mitarbeiter produzierten zunächst 230 Bullis am Tag.

Nachfrage steigt weiterhin – Erweiterung in Hannover

Bereits 1962 wurde der einmillionste Transporter T1 produziert. Nach dem T1 begann im Jahr 1967 die Produktion des Nachfolgemodells T2. Es folgten 1979 der T3, 1990 der T4, im Jahr 2003 der T5.

Schon 1970 hatte sich die Belegschaft in Hannover versechsfacht! 1971 arbeiteten in der hannoverschen Bulli-Schmiede knapp 30.000 Menschen. Täglich verließen 1.100 Fahrzeuge und 7.500 Motoren pro Tag das Werk. Und die Nachfrage steigt weiterhin.

Seit 2016 läuft die bislang sechste Generation des Erfolgsmodells in Hannover vom Band. Bis heute wurden insgesamt fast 12 Millionen Transportfahrzeuge produziert – davon über 9 Millionen allein in Hannover.

Wie es heute im neuen Volkswagenwerk aussieht, wie die größte Presse Europas arbeitet und wie die neueste Generation VW T6 produziert wird, zeigen wir – unter anderem mit einem Videobeitrag – in anderthalb Wochen (ja, es ist kein Zufall, dass am Ende des obigen Videos ein neues Fahrzeug in die VW Nutzfahrzeug-Palette eingezeichnet wird). Über die “kleinen heiligen Hallen” von Volkswagen Nutzfahrzeuge mit ihren Prototypen und Sondermodellen – im Speziellen über den “VW-Porsche-Bus” (T3) berichten wir im zweiten Teil dieser Beitragsreihe von Porsche & Ducktails.

Tilman Brodbeck

Er war der Assistent von insgesamt fünf Porsche-Vorstandsvorsitzenden nachdem er zuvor Entwicklungsingenieur in Weissach und Erfinder des Spoilers und sogenannten "Entenbürzels" des legendären Porsche 911 Carrera RS 2.7 war. Später übernahm er die Leitung der Exclusive-Manufaktur in Zuffenhausen, wo er zu seinem Abschluss dem Sondermodell Porsche 911 Sport Classic zur erfolgreichen Markteinführung verhalf. 40 Jahre Porsche im Leben von Tilman Brodbeck bieten genügend Nährstoff für ganz persönliche Anekdoten, Hintergründe und Fun Facts der Traditionsfirma - jeden Sonntag.

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