Fahrbericht Skoda Kodiaq RS: Sportliche Harmonie – mehr braucht es nicht

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240 Diesel-PS und 500 Nm liegen schon ab 1.750 Umdrehungen an. Zur Wahrheit gehört aber auch: 1,9 Tonnen müssen bewegt werden. Das gelingt beim Skoda Kodiaq RS über einen sauber abgestimmten Allradantrieb und ein knackiges Doppelkupplungsgetriebe. Der Körper wird sportlich – und gleichzeitig hoch positioniert – im schlanken Sitz gehalten. Und: die Lenkung ist hochpräzise, die Gasannahme deutlich spontaner als bei den Audi-Modellen A6, A7 und A8 mit den großen Dreiliter-Diesel-Motoren. Alles gut also? Ja – mehr als das. Begeisterung macht sich auf den Alcantarasitzen breit.

Exklusiv und Exzellent?

Kennt man von Skoda so eigentlich noch nicht: Exklusivität? Exzellenz? Attribute, die ich einem Bentley – oder einem Porsche zuschreiben würde. Aber ja, der Skoda Kodiaq RS hat definitiv exklusive Elemente.

Galerie: Skoda Kodiaq RS

Skoda Kodiaq RS
Bild 3 von 19

Angefangen bei den Sitzen. Nicht nur verfügen sie über eine hohe Verarbeitungsqualität und sind mit ihrer integrierten Kopfstütze aus einem Guss – sie erinnern darüber hinaus an die schlanken und sportlichen Sitze des Porsche Panamera. Wahrscheinlich hat hier Bernhard Maier, jetziger Skoda-Chef und Ex-Porsche Vorstand seine alten Verbindungen abgerufen. Gestepptes Rautenmuster gibt es serienmäßig sogar dazu. Edel!

Exklusiv ist der Rest des Innenraums definitiv nicht, dennoch weiterhin mit einer hohen Qualität versehen. Das Lenkrad mit genarbten Inlays fühlt sich gut an, auch wenn es ein bisschen dicker aufgepolstert sein dürfte. Für faire 120 Euro extra gibt es eine Lenkradheizung dazu. Das virtuelle Cockpit kennt man von Volkswagen, Skoda passte hier nur die grafische Darstellung an. Der Armaturenträger ist aufgeschäumt und – zum Glück – nicht aus Hartplastik.

Überhaupt ist der Hartplastik-Anteil im Interieur des Skoda Kodiaq RS überschaubar. Klar, auch in diesem Preissegment ist das oft und heiß diskutierte Material nicht wegzudenken, aber es ist an Stellen eingesetzt, mit denen man nicht unbedingt häufige Berührungspunkte hat.

RS-typisches Fahrgefühl gibt es nicht ganz

Für rund 50.000 Euro Basispreis (und auch nahezu Endpreis) gibt es ein stattliches SUV-Paket. Doch das Fahrgefühl ist nicht RennSport-typisch. Wer das erwartet, darf sich eigentlich kein SUV zulegen. Und wer höchste Performance unbedingt mit einem SUV vereinen möchte, muss auf Porsche Macan Turbo (aktuell noch nicht vorgestellt), Alfa Romeo QV oder Jeep Grand Cherokee Trackhawk ausweichen. Letzteres ist natürlich absolut abartig und bildet mit 700 PS die absolute Speerspitze des Möglichen ab.

Der Skoda Kodiaq RS hingegen ist ein Vernünftiger Ausreißer. Die 240 PS aus dem 2,0 Liter großen VW-Konzernmotor sind zwar die stärkste Diesel-Motorisierung, die Skoda jemals hatte, jedoch zieht es die Wangen beim Beschleunigen nicht an die Kopfstützen. Also eigentlich kein RS.

Aber: seine Abstimmung ist so performant, dass jeder noch so geringfügige Befehl sofort umgesetzt wird. Ob es Lenkbefehle sind, Schaltvorgänge oder Gas- und Bremsmanöver – alles wird überdurchschnittlich spontan umgesetzt. Das ist wirklich besonders. Weil: Bei einem Gewicht von 1,9 Tonnen und einem üblicherweise etwas trägeren Dieselmotor ist genau diese Spontanität und Präzision absolut unüblich.

Sound-Aktuator im Kodiaq RS

Dieser Beitrag hier ist bewusst kurz gehalten. Ein Punkt muss aber unbedingt angesprochen werden: der Sound-Aktuator: Er hört sich weder nach V6 oder V8 an, sondern emittiert einen ganz besonderen Klang. Anders – ungewohnt. Nicht zu aufdringlich, sondern eher sonor, manchmal rauschend und leicht wummernd. Sportlich, aber definitiv nicht Rennwagen-typisch. Wenn man sich darauf konzentriert, hört man den leicht synthetisch erzeugten Klang. Doch es ist ohne Zweifel passend zur Gesamtgestaltung des Skoda Kodiaq RS – auch wenn man kein Fan von künstlichen Sound-Aktuatoren ist. Insgesamt geht dieses Gimmick klar.

Fazit zum Skoda Kodiaq RS

Für 400 Euro gibt es eine elektrisch unterstützte Heckklappe, für 1.095 das Panorama-Glasdach – und für 250 Euro Sitzheizung vorne. Wer beim Stahlgrau als Lackierung bleiben möchte, hat so ein gut aussehendes, qualitativ hochwertiges und harmonisch zu manövrierendes Power-SUV mit State-of-the-Art-Technik für etwas über 50.000 Euro. Das ist echt eine Ansage – und begeistert tatsächlich.

 Bewertung Skoda Kodiaq RS (2019)
 Optischer Eindruck ++++
 Qualität Karosserie ++++
 Lackqualität Karosserie ++++
 Qualität im Interieur ++++
 Sitzkomfort Cockpit +++++
 Sitzkomfort Fonds ++++
 Digitales Bedienkonzept ++++
 Raumangebot (bezogen auf das Segment) +++++
 Innenraumgeräusch / Dämmung ++++
 Lenkung +++++
 Spurtreue +++++
 Fahrwerk ++++
 Motor +++++
 Getriebeabstimmung +++++
 Innovation +++
 Preis ++++
 Gesamteindruck +++++
 +++++ = Maximum

Benjamin Brodbeck

Benjamin Brodbeck ist 33 Jahre alt und studierte Automobilwirtschaft bei Prof. Dr. Diez. Danach wechselte er an die Universität Wien, wo er Publizistik- und Kommunikationswissenschaften studierte und mit dem akademischen Grad 'Magister der Philosophie' abschloss. Neben seiner Tätigkeit als Jazz-Pianist bringt er seine Leidenschaft für und sein Wissen von Automobilen in Form und Sprache als Publizist bei AUTOmativ.de sowie zahlreichen weiteren Plattformen und Unternehmen zum Ausdruck.

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