Kia EV6 (77,4 kWh AWD) Fahrbericht: Wenn Elektro, dann EV6?!

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800-Volt-Technik, 240 kW maximale Ladeleistung, hohe Real-Reichweiten, sportliche Fahrdynamik und ein durchdachtes und schickes Interieur: Kia bringt mit dem EV6 viel Oberklasse in die Mittelklasse – und damit viel Technologie zu leistbaren Konditionen. Dabei vertraut die Hyundai-Tochter auf die Technik des Ioniq 5, feilt aber an einigen Komponenten und ziel mit dem Kia EV6 auf die sportliche Kundschaft. Diese Strategie geht auf, wie sich in unserem ausführlichen Test zeigt.

Saubere Interieurgestaltung

Das Interieur ist offen und modern gestaltet. Die wichtigsten Bedienelemente sind gut und intuitiv zu erreichen. Insgesamt überzeugen auch Materialien und kleine Details, die aus dem ganzen Interieur eine fast schon Wohnzimmer-ähnliche Atmosphäre schaffen.

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Schöne Details gibt es im Interieur.

Autobahn-Assistent mit automatischem Spurwechsel

Der Autobahnassistent (zweite Generation bei Kia) baut auf dem Stauassistenten auf, der das Fahrzeug mittig in seiner Fahrspur hält. Der mit Radarsensoren arbeitende Autobahnassistent sorgt für den Sicherheitsabstand zum vorausfahrenden Verkehr, unterstützt das Lenken und übernimmt das Beschleunigen und Bremsen, während der Fahrer das Fahrumfeld überwacht. Durch die Kombination mit der navigationsbasierten adaptiven Geschwindigkeitsregelanlage mit Kurvenfunktion kann der Autobahnassistent vor Kurven die Geschwindigkeit frühzeitig reduzieren, um danach wieder auf die eingestellte Reisegeschwindigkeit zu beschleunigen. Außerdem kann es oberhalb einer bestimmten Geschwindigkeit eigenständig einen Fahrspurwechsel durchführen, sobald der Fahrer in die entsprechende Richtung blinkt.

Galerie: Kia EV6 (77 kWh, AWD) im Test und Fahrbericht

Kia EV6 (77 kWh, AWD) im Test und Fahrbericht
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Passiv-adaptive Dämpfer für sportlichen Komfort

Nur der Kia EV6 GT kommt mit adaptiven Dämpfern, die auch durch den Fahrer verändert werden können. Alle anderen Kia EV6, also GT-Line und Basis, haben frequenzselektive Dämpfer, die im Prinzip ihre Dämpfung selbst in Abhängigkeit von der Stoßfrequenz verändern. Diese Dämpfereinheiten kommen von ZF und beruhen auf einem cleveren mechanischen Prinzip, einer Technologie mit hydraulischem Zuganschlag. An der Vorderachse des Kia EV6 kommen MacPherson-Federbeine mit unterem Querlenker zum Einsatz.

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Die aktive Aerodynamik hilft die Effizienz des KIA EV6 maßgeblich zu optimieren.

1,6 Tonnen Anhängelast

Darüber hinaus ist der Kia EV6 auf größere Transportaufgaben vorbereitet: Die Ausführungen mit 77,4-kWh-Batterie könnten gebremste Anhänger von bis zu 1,6 Tonnen ziehen. Das Basismodell mit 58-kWh-Akku kann immerhin noch bis 750 kg ziehen.

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Laden mit bis zu 240 kW: In 17 Minuten auf 80 Prozent

Wer bislang vom Lade-Thema abgeschreckt war – oder dies zumindest kritisch beäugte – kann langsam entspannter werden: Nur noch 17 Minuten muss man mittlerweile am Elektrolader stehen, immer unter der Voraussetzung einen starken Schnelllader zu erwischen.

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Die bekanntesten Schnellladestationen darunter sind Ionity. Hier konnten wir tatsächlich relativ lange über den gesamten Ladevorgang hinweg mit Ladeleistungen über 190 kW laden. In der Spitze waren es sogar leicht über 240 kW.

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Manchmal gibt es immer noch Irritationen zwischen Fahrzeug und Ladestation, aber in der Regel ist der Vorgang sehr schnell und einfach erledigt. Stecker ran, Karte ran, drei Knöpfe drücken und los geht’s. Wer es sich in diesen 17 Minuten (von 10 auf 80 %) gemütlich machen will, kann entweder die Liegeposition im Kia EV6 nutzen, sich mit den zahlreichen Funktionen und Apps im Multimediasystem beschäftigen oder über die optionale Meridian Soundanlage mit insgesamt 14 Lautsprechern, e?xterner Endstufe und Surround Sound Musik hören.

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Schöne Grafik: Alles wichtige ist zu sehen auf dem “Home-Bildschirm” im Kia EV6 während des Ladevorgangs.

Die Preise bei Ionity sind – trotz 13 Euro monatlicher Grundgebühr – allerdings kein Schnapper. Die Infrastruktur und die Power kosten. Für Viel- und Langstreckenfahrer heißt es dann 29 Cent pro Kilowattstunde. Also minimal günstiger als zu Hause. Bedeutet für eine Ladung mit rund 70 geladenen kW einen Preis von 20,30 Euro. Damit kommt man dann rund 350 Autobahn-Kilometer wenn man sich mehr oder weniger an die Richtgeschwindigkeit hält. Wer nur den Basistarif bei Ionity hat (4,99 Euro pro Monat) zahlt 47 Cent pro Kilowattstunde.

Wir hatten auch den Kia EV6 als reine Heckantriebs-Version im Test. Ob er sparsamer ist und noch mehr Fahrspaß bietet?

Zum Vergleich: Mit einem Golf Diesel (Verbrauch rund 5 Liter auf 100 Kilometer bei Richtgeschwindigkeit) kommt man mit einer Tankfüllung rund 800 Kilometer weit und zahlt für eine Tankfüllung derzeit rund 75 Euro (Stand 15. Mai 2022).

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Ausstattung und Preis des Testwagens

Der Grundpreis des Kia EV6 in der Ausstattungslinie “Baseline” mit 77,4 kWh großer Batterie und Allradantrieb liegt bei 52.890 Euro. Der Testwagenpreis lag bei 62.480 Euro – also knapp 10.000 Euro darüber. Optionale Ausstattung an Bord waren das “Assist Paket” (990 Euro), das “Comfort Paket” (1.590 Euro), das “Drive Paket” (1.690 Euro), das “Inspiration-Paket” (2.700 Euro) und das “Sound Paket” (900 Euro). Die Außenlackierung Deep Forest Metallic kostet genau so Aufpreis (720 Euro) wie die Wärmepumpe (1.000 Euro). Förderungen kommen entsprechend dazu.

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490 Liter Kofferraumvolumen

Der Kia EV6 hat ein Fassungsvermögen von 490 Litern (mit GT-Paket: 480 Liter), das sich durch Umklappen der Sitze in der zweiten Reihe auf 1.300 Liter erweitern lässt (mit GT-Paket: 1.260 Liter). Er verfügt serienmäßig über eine Ski-Durchreiche. Der Stauraum unter der vorderen Haube („Frunk“) fasst bei Modellen mit Heckantrieb 52 Liter und bei den Allradlern 20 Liter.

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Hinten sitzt man sehr komfortabel – nicht nur aufgrund der großen Beinfreiheit.

Fazit zum Kia EV6 mit großer Batterie (77,4 kWh)

Nicht nur machen seine 239 kW (325) PS – verteilt auf alle vier Räder – Spaß, sondern befördern Sie auch zügig von A nach B. Wenn Ihnen 193 Km/h Höchstgeschwindigkeit (laut Tacho) ausreichen und Sie nicht allzu lange diese Geschwindigkeit halten wollen, kann der Kia EV6 sogar eine echte Alternative zum bisherigen Diesel-Kombi (-SUV, -Coupé) sein. Gut, mit einem effizienten 2.0- oder 3.0-Dieselaggregat konnte man Geschwindigkeiten von über 200 Km/h konstant durchfahren und gleichzeitig humane Verbrauchswerte erzielen. Nicht zuletzt damit auch immer noch relativ weit kommen. Das geht mit dem Kia EV6 – und allgemein mit den heutigen Elektroautos – (noch) nicht. Abwarten.

Kia EV6 GT 2022 Mitfahrt Beschleunigung Sitze Ausstattung Preis Review Test AUTOmativ.de Benjamin Brodbeck 27 750x450 - Kia EV6 (77,4 kWh AWD) Fahrbericht: Wenn Elektro, dann EV6?!

Kia EV6 GT: Kaum Konkurrenz für dieses Gesamtpaket

Der Kia EV6 bekommt als GT-Variante noch mehr Sportlichkeit, noch mehr Power, noch mehr Dynamik. Der 430 kW starke GT kommt Ende 2022 auf den Markt. Es gibt kaum ein Mittelklasse-Fahrzeug, das (in diesem Preissegment) dem Kia EV6 GT das Wasser reichen kann. Entweder die Elektrofahrzeuge sind leistungsärmer oder kosten mehr. Siehe zum Beispiel Porsche Taycan GTS mit 440 kW: Er kostet 132.072 Euro im Grundpreis. Das ist mehr als doppelt so viel wie für den Kia EV6 GT, der 65.990 Euro kostet.

Leistungs- und preistechnisch näher kommen Tesla Model Y Performance, Ford Mustang Mach-E GT und BMW i4 M50, die alle zwischeen 70.000 und knapp 80.000 Euro in der Basis kosten.

Benjamin Brodbeck

Benjamin Brodbeck ist 33 Jahre alt und studierte Automobilwirtschaft bei Prof. Dr. Diez. Danach wechselte er an die Universität Wien, wo er Publizistik- und Kommunikationswissenschaften studierte und mit dem akademischen Grad 'Magister der Philosophie' abschloss. Neben seiner Tätigkeit als Jazz-Pianist bringt er seine Leidenschaft für und sein Wissen von Automobilen in Form und Sprache als Publizist bei AUTOmativ.de sowie zahlreichen weiteren Plattformen und Unternehmen zum Ausdruck.

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