VW Volkswagen e-Crafter im Test: Nicht nur Drohnen können emissionsfrei liefern!

Die Zeiten der lauten Paketboten sind vielleicht schon bald Geschichte. VW Nutzfahrzeuge möchte ab sofort den innerstädtischen Lieferdienst revolutionieren. Der neue VW e-Crafter soll emissionsfreie Last-Mile-Lieferungen im Stadtverkehr ermöglichen. Das elektrisch angetriebene Nutzfahrzeug wurde ein Jahr lang von Großhändlern getestet und stetig an ihre Bedürfnisse angepasst und optimiert. Wir durften die Endversion, die im September auf den Markt kommen soll, Probe fahren und haben trotzdem ein paar Schwachstellen feststellen können.

Alles bleibt gleich – nur eben ein bisschen anders

VW ist bereits seit Jahren ein etablierter Nutzfahrzeug Produzent. Der neue e-Crafter hat zwar einen Elektromotor, soll sich aber sonst von den Verbrennermodellen so wenig wie möglich unterscheiden. So bleibt das Ladevolumen von 10,7 Kubikmetern trotz großer Batterien unter dem Ladeboden, ident zu dem der Verbrenner Crafter. Auch die Maße des Laderaums (1,86×1,38m) sind die gleichen wie seine Brüder in Blech.

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Volkswagen hat Nutzfahrzeuge in vielen verschiedenen Varianten. Den e-crafter gibt es allerdings bis jetzt nur als 3,5- und 4,25- Tonner. Das kleinere Modell ist für eine Zuladung von 975 Kilogramm ausgelegt – das Größere für 1.720. Interessant ist, dass es hier eine Sonderregelung für Eletrofahrzeuge gibt: der 4,25-Tonner kann – im Gegensatz zu der Verbrennerversion – auch mit B-Schein gefahren werden.

Unkonventionelle Höchstgeschwindigkeit des VW e-Crafter für maximale Reichweite

Der nervige Piepton der Sie zum Anschnallen auffordert, treibt Sie immer wieder in den Wahnsinn? Dann kommt jetzt bestimmt Freude auf: sollten Sie nämlich das Anschnallen „vergessen“ haben, startet der VW e-crafter erst gar nicht. Aber ok, Sicherheit geht eben vor. Wer diese erste Hürde meistert, kommt dann aber in den Genuss des elektrisch angetriebenen Fahrzeugs, das mit 290 Newtonmetern Drehmoment und 100 Kilowatt Höchstleistung eine geschmeidige Fahrt ermöglicht.

Die Höchstgeschwindigkeit ist auf 90 Km/h beschränkt, damit die Reichweite nicht darunter leidet. Wieso nicht gleich 100 Km/h?! Fragen wir uns auch. Zumal man als Lieferdienst ja doch ab und zu mal die Land- oder Schnellstraße nutzt. Die angegebenen 173 Kilometer Reichweite sind im Alltagstest dann doch eher 140 – und das mit leerem Kofferraum wohlbemerkt! Allerdings benötige man laut VW im innerstädtischen Lieferdienst nur selten über 100 Kilometer Reichweite. Dies sollte daher also kein K.O.-Kriterium sein.

Da haben wir den Kabelsalat

Dank des 136 PS starken E-motors – übrigens der gleiche wie im e-Golf – gleitet man praktisch lautlos durch die Straßen der Stadt, bis die 35,8 kWh-Batterie danach schreit, aufgeladen zu werden.

Laut Datenblatt lässt sich die Batterie an einer Schnellladestation mit 40 kW Gleichstrom in einer Dreiviertelstunde zu 80 Prozent vollladen. So hat man auch gleich einen guten Grund für eine Mittagspause. Als Maximum für das Wechselstromladen an der Wallbox über Nacht gibt VW 7,2 kW an, was etwa fünfeinhalb Stunden für eine Vollladung entspricht.

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Eilig sollten Sie es allerdings nicht haben, wenn Sie sich in Hamburg auf die Suche nach einer Ladestation machen. Die meisten Stromtankstellen in der Innenstadt waren während meiner Probefahrt bereits besetzt oder hatten nicht die passenden Stecker. Zwar befinden sich unter dem Sitz zwei verschiedene Kabel, die passen aber trotzdem nicht in jede Ladestation. Da gibt es auf jeden Fall noch Verbesserungsbedarf.

Wer jetzt übrigens Angst hat, er könnte demnächst von seinen bestellten Schuhen überfahren werden, weil er den Zalandobooten nicht hört, kann beruhigt sein: ab 2019 ist der VW e-crafter nämlich mit Soundgenerator bestellbar.

Simpel und Nutzenmaximierend

Im Innenraum des e-Crafter gibt es so gut wie nichts zu bemängeln. Die sterile Plastik-Landschaft ist mit zahlreichen Ablageflächen und einfacher Bedienung der Assistenzsysteme perfekt auf die Bedürfnisse von Lieferanten abgestimmt. Der Rückspiegel ist zwar nur Deko, aber daran gewöhnt man sich nach einigen gefahrenen Kilometern.

Die Ausstattung wiederum kann sich sehen lassen: Sitzheizung, Rückfahrkamera, Klimaautomatik, Navigationssystem und LED-Scheinwerfer sind serienmäßig dabei. Das hat allerdings auch seinen Preis – ab 84.000 Euro wird es den e- Crafter zu kaufen geben. Das sind rund 20.000 Euro mehr als seine Verbrennerbrüder.

VW Nutzfahrzeuge setzt mit dem VW e-crafter eine Mobilitätsoffensive und möchte auch in Zukunft das Modell- Spektrum immer stärker um teil- und vollelektrisierte Fahrzeuge ergänzen.

Ob der Wunsch der Großhändler ein ökologisches Statement zu setzten, die Wirtschaftlichkeit übertreffen wird, ist allerdings fraglich. Vielleicht wird es eben doch noch eine Weile dauern, bis Ihre nächste Bestellung emissionsfrei zugestellt wird. Oder eben, Sie sind bereit, dafür mehr zu zahlen.

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Der VW e-Crafter ist wahrscheinlich mehr in den noblen Wohnorten anzutreffen, als im knallharten Liefer-Business. Denn mit rund 84.000 Euro ist er mehr als 20.000 Euro teurer, als seine konventionelle Version. Und nicht einmal ordentliche Felgen bekommt man bei diesem Preis dazu!

VW e-Crafter im Überblick

 Bewertung VW e-Crafter (2019)
 Optischer Eindruck  ++++
 Qualität Karosserie  +++++
 Lackqualität Karosserie  ++++
 Qualität im Interieur  ++++
 Sitzkomfort Cockpit  ++++
 Sitzkomfort Fonds  gibt keinen Fonds
 Digitales Bedienkonzept  +++
 Raumangebot  +++++
 Innenraumgeräusch / Dämmung  ++++
 Lenkung  ++++
 Spurtreue  ++++ (nur innerstädtisch getestet)
 Fahrwerk  +++
 Motor  ++++
 Getriebeabstimmung  kein Getriebe
 Innovation  +++++
 Preis  ++
 Gesamteindruck VW e-Crafter (2019)  ++++
   +++++ = Maximum