Terrafugia und Pal-V One: Flugautos – „die Mühlen flogen ganz ordentlich.“

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Nicht lange blieben Flugautos ausschließlich Sache der kleinen Tüftler: in den 1950er Jahren versuchten sich in den USA sogar Boeing oder Convair an der Entwicklung von Flugautos, stellten es aber wieder ziemlich rasch erfolglos ein. Das Magazin der Spiegel spottete, dass der Traum vom freien Flug für Schlechterverdienende scheiterte: „Dabei flogen die Mühlen ganz ordentlich – oft allerdings auch runter: einer der Auto-Piloten vergaß das Tanken, ein anderer bohrte sich in ein Hochhaus, das sich ihm in den Flugweg stellte. Einen dritten fand man, in den Boden gerammt wie einen Zelthering, am Strand von Florida. Als schließlich ein Schlamper in 600 Meter Höhe seine unzureichend angeschraubten Flügel verlor, erbarmten sich die Behörden und verboten diese Grufthansa aus Jedermann-Fliegern, von denen immerhin einige Dutzend gebaut wurden.“

Flugauto gibt es für 280.000 Dollar zu kaufen: Das Terrafugia.

Sogar Henry Ford träumte 1940 davon, ein Flugauto zu entwickeln und war auch fest davon überzeugt, dass es kommen wird. In den USA ist nun das heutzutage bekannteste Flugauto unter der Typbezeichnung Terrafugia Transition nun seit zwei Jahren auf dem Markt und für rund 280 000 Dollar zu kaufen. Doch der Erfolg ist nicht so wie erhofft, denn das an eine BMW Isetta mit Flügeln erinnernde Vehikel benötigt eine Start- und Landebahn von mindestens 800 Metern Länge. Außerdem ist es im Vergleich zu einem Sportflugzeug recht teuer und die Angriffsfläche der klappbaren Flügel ist im Fahrmodus bei plötzlichen Scherwinden recht groß. Außerdem besteht bei klappbaren Flügeln immer ein höheres Risiko von Bruchstellen.

Galerie: Terrafugia Flugauto

Terrafugia Flugauto
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Terrafugia Flugauto

Motor und Antrieb: Der Terrafugia Transition.

Auch der Terrafugia Transition verfügt über einen Rotax 912iS Motor, der dem Gefährt eine Höchstgeschwindigkeit in der Luft von 160 Km/h ermöglicht; auf der Straße sind es aufgrund der kleinen Räder und des eher unvorteilhaften Fahrzeugkonzeptes in Sachen Schwerpunkt und Aerodynamik nur 105 Km/h. In der Luft kommt er 660 Kilometer weit und kann bis zu 227 Kilogramm zuladen; am Boden verbraucht er rund 6,7 Liter/100 Kilometer Benzinkraftstoff. Die Verwandlung von einem Automobil hin zu einem Flugzeug dauert nur eine Minute – das ist äußerst schnell. Dabei wird aus einem zwei Meter hohen, 6 Meter langen und 2,3 Meter breiten Auto ein Flugzeug mit 8 Meter Spannweite – alle anderen Maße bleiben gleich.

Weitere, detaillierte Information zum Terrafugia Transition gibt es hier.

Ein weiteres, äußerst interessantes Konzept: Der Pal-V One.

Der Pal-V One kombiniert die Fahreigenschaften eines Dreirads mit Neigetechnik der Firma Carver mit den Flugeigenschaften eines Tragschraubers. Er ist ein Zweisitzer und durch seine Tragschraubereigenschaften besonders flexibel und variabel einsetzbar. So kann er nahezu von Haustür zu Haustür fliegen – wären da nicht die deutschen Gesetze einer Flugplatzpflicht. Aufgrund dessen kann er sportlich bis zum nächsten Flugplatz gefahren werden und wie jedes andere Flugzeug einfach abheben. Die Transformation von Dreirad zu Flugobjekt dauert unter einer Minute und erfolgt vollautomatisch.

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Pal-V One Flugauto

Fliegen mit dem Pal-V One.

Der Pal-V One hat eine Reiseflughöhe von rund 1.200 Metern, damit gibt es keine Interferenzen mit dem kommerziellen Flugverkehr. Das Flug-Fahr-Gerät ist mit einem 230 PS starken Flugmotor ausgestattet, der den Pal-V One auf 180 Km/h Flug- und Bodengeschwindigkeit bringt. Wegen seiner technischen Ähnlichkeit zu einem Hubschrauber, kann der Pal-V One auf einer extrem kurzen Lande- (30 Meter) und Startbahn (165 Meter) fast überall landen und starten. Er verbraucht im Flug 36 Liter pro Stunde und kommt damit rund 500 Kilometer weit – im Fahrbetrieb sind es rund 1.200 Kilometer. Das vier Meter lange, 1,6 Meter breite und 1,6 Meter hohe Gerät wiegt 630 Kilogramm und hat eine Zuladung von 230 Kilogramm.

Für rund 100.000 Euro ab Mitte 2015.

Der Jungfernflug wurde Anfang 2012 absolviert – Mitte 2015 soll das Objekt für rund 100.000 Euro auf dem Markt sein.

Weitere, detaillierte Information zum Pal-V One gibt es hier.

>>> AeroMobil und Co: Flugautos – wann werden sie endlich Realität?

Benjamin Brodbeck

Benjamin Brodbeck ist 33 Jahre alt und studierte Automobilwirtschaft bei Prof. Dr. Diez. Danach wechselte er an die Universität Wien, wo er Publizistik- und Kommunikationswissenschaften studierte und mit dem akademischen Grad 'Magister der Philosophie' abschloss. Neben seiner Tätigkeit als Jazz-Pianist bringt er seine Leidenschaft für und sein Wissen von Automobilen in Form und Sprache als Publizist bei AUTOmativ.de sowie zahlreichen weiteren Plattformen und Unternehmen zum Ausdruck.

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