Faraday Future: Neudefinition von Elektromobilität – durch Apple?

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In Übersee passiert gerade Spektakuläres in Sachen Elektromobilität: ein Unternehmen, dessen Chef unbekannt ist und das ohne Vorgeschichte mit rund fünfhundert Mitarbeitern in zwei Jahren ein revolutionäres und vernetztes Elektroauto auf den Markt bringen will, ist in aller Munde. Das mysteriöse Unternehmen heißt Faraday Future – so gesehen die Zukunft des Faradayschen Käfigs, und somit des Autos – und wirbt die besten Köpfe der führenden Automobilhersteller ab. Einige munkeln, hinter Faraday Future würde Apple stecken. Andere sagen, ein chinesischer Medien-Gigant wolle gegen Tesla vorgehen. Eines ist jedoch sicher: die Marketing-Agentur, die hinter Faraday Future steckt, ist bislang brilliant.

Fünfhundert Mitarbeiter und eine Milliarde Dollar Investition

Im Moment wissen wir nur von rund fünfhundert Mitarbeitern, einer Internetseite, die nicht besonders redselig ist, einer Investitionssumme von einer Milliarde Dollar in eine neue Fabrik und einem Namen: Faraday Future.

Und natürlich das Wichtigste: die mysteriöse Firma will in zwei Jahren ein ins bis letzte Detail vernetztes Elektroauto auf den Markt bringen, das auf die Bedürfnisse, Emotionen, Wünsche und Verhaltensweisen seiner Insassen oder seines Besitzers eingehen kann. Das klingt mindestens genau so beängstigend, wie der Name, der auch auf dem Cover eines Science-Fiction-Thrillers stehen könnte.

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Alles, was Faraday Future von seinem zukünftigen Auto offiziell freigibt.

An finanziellen Mitteln scheint es Faraday Future ja nicht zu fehlen, denn eine Milliarde Dollar nur für einen neuen Produktionsstandort in den USA ist nicht für jedes Start-Up drin. Bei vergleichsweise so hohen finanziellen Mitteln verringert sich die Schnittmenge aus möglichen Investoren und Interessenten für diesen Markt drastisch.

Steckt Apple etwa hinter der Firma, die sich zum Tesla-Konkurrenten Nummer eins ernannt hat?

Kein Chef, dafür viele Köpfe von Tesla und BMW

Der Sprecher des Unternehmens namens Nick Sampson ist ein ehemaliger Tesla-Ingenieur. Gleichzeitig ist er auch einer von vier Vizepräsidenten, die allesamt von Tesla kommen. Chefdesigner ist Richard Kim. Er hatte am Design der BMW i-Modelle mitgearbeitet.

Wer Geschäftsführer ist oder wer die Investoren sind, bleibt völlig unklar. Und das ist offensichtlich Absicht, denn als das Wall Street Journal Nick Sampson nach Investoren fragte, entgegnete dieser, sie seien geheim.

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Faraday Future erforscht neue Technologie-Felder

Neue Dimension der vernetzten Mobilität

Laut den ersten Pressemeldungen plant Faraday Future eine neue Dimension der Mobilität. Das soll heißen, dass auch weitere Technologie-Industrien erforscht werden und mit der Mobilität in Einklang gebracht werden sollen – inklusive einzigartiger Besitz- und Nutzungsmodelle. Mehr dazu gibt es auch im beigefügten Interview – leider nur in englischer Sprache.

Keine Information über ein konkretes Automobil

Bislang ist aber vom ersten Auto nichts zu sehen – außer vielleicht ein paar unscharfe Design-Skizzen und eine Detailaufnahme. Ziel soll eine ganz große Modellpalette sein – irgendwann in ein paar Jahren. Doch Sampson soll gesagt haben, dass “die kommenden Autos so schön werden, wie traditionelle Auto-Designer sie haben wollen.”

Die Fabrik soll schon nächstes Jahr gebaut werden. Auf der CES in Las Vegas im nächsten Januar werden wir auch mehr erfahren – die Firma hat den 6. Januar auf ihrer Homepage ganz groß angekündigt. Im Moment sitzen die Mitarbeiter noch in einer alten Entwicklungsstätte von Nissan in Los Angeles.

Steckt Apple dahinter? Oder sind es doch chinesische Investoren?

In Fachkreisen fällt oftmals die Vermutung, Apple könnte Faraday Future als Tarnfirma gegründet haben. Der Geschäftsführer sei deswegen unbekannt, weil man natürlich eine Apple-Kraft als Chef bestimmen würde; und das sollte erst einmal geheim bleiben.

Eine andere Theorie zieht legale Dokumente heran, die im Zuge der Standort-Bewerbungen in Nevada notwendig waren und die anscheinend offenlegen, dass Faraday Future von einem chinesischen Media- und Technologie-Konglomerat namens LeVision Pictures geführt werde. Inhaber dort ist Chaoying Deng, Geschäftsführer ist Jia Yueting, der eine eigene Elektroauto-Firma führt. Eine Verbindung zu Faraday Future ist aber unbekannt.

Benjamin Brodbeck

Benjamin Brodbeck ist 33 Jahre alt und studierte Automobilwirtschaft bei Prof. Dr. Diez. Danach wechselte er an die Universität Wien, wo er Publizistik- und Kommunikationswissenschaften studierte und mit dem akademischen Grad 'Magister der Philosophie' abschloss. Neben seiner Tätigkeit als Jazz-Pianist bringt er seine Leidenschaft für und sein Wissen von Automobilen in Form und Sprache als Publizist bei AUTOmativ.de sowie zahlreichen weiteren Plattformen und Unternehmen zum Ausdruck.

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