Fahrbericht Toyota Aygo: Vom links Fahren mit hohem Verbrauch.

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Der kleine Japaner-Zwerg für die Innenstadt sieht aus wie vom anderen Stern: die Front in X-Form und überall geknicktes und gebogenes Blech – gnadenlos über- und untereinandergeworfene und gezeichnete Linien, die am Ende für manches Auge irgendwie doch noch optischen Sinn ergeben. Doch das ist nichts für Puristen, sondern für richtige Künstler eines bestimmten Genres. Aufgeregt und extrovertiert schreit er geradezu nach Aufmerksamkeit. Dabei soll er mit 4,1 Litern/100 Kilometer aus seinem kleinen Dreizylindermotor sehr sparsam unterwegs sein. Wir haben das einmal über einen längeren Zeitraum nachgeprüft – sogar im tiefsten Schnee (deutsche Maßstäbe) waren wir mit ihm!

„Bleiben Sie auf der linken Spur der Autobahn!“

Wer wundert, nein Moment, ärgert sich nicht auch immer über die Links-gurkenden kleinen Schüsseln auf der Autobahn – gerade wenn man mit einer zügigen Reisegeschwindigkeit und gesetztem Tempomat schon an den notorischen Mittelspurfahrern vorbeikommen will? Und wie oft stellt man sich die Frage nach dem Warum?

Galerie: Toyota Aygo Fahrbericht

Toyota Aygo Fahrbericht
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AUTOmativ.de scheint mit dem Fahrbericht des Toyota Aygo die Antwort gefunden zu haben und präsentiert sie voller Stolz: seit der Navistimmen-Neuzeit scheint ein großer Teil beim Fahren gelegentlich fremdgesteuert (der Autor nimmt sich hier nicht aus) und führt Abbiegebefehle direkt aus, ohne darüber noch einmal kritisch nachzudenken. Es würde ja auch den Sinn des Navigationssystems in Frage stellen, wenn man als Fahrer jede Anweisung anzweifelt, die einem die nette Dame befiehlt.

Doch es ist an den Entwicklern dieser Systeme möglichst keine Ansagen zu programmieren, die Verwirrung stiften oder andere Verkehrsteilnehmer behindern. Das ist Toyota gut geklungen, die Ansagen sind deutlich und kommen frühzeitig, doch eine Ansage bei jeder mehrspurigen Autobahnteilung, die verlauten lässt, man solle auf der linken Spur der Autobahn bleiben (damit man nicht auf eine andere Autobahn abbiegt), ist nicht zielführend. Natürlich behebt das nicht die allgemeine Linksfahrer-Problematik, aber es trägt womöglich ein bisschen dazu bei – wer weiß, vielleicht ist es bei anderen Navigationssystemen ähnlich? Denn nicht alle Linksfahrer fahren Toyota!

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Toyota Aygo Multimedia-System

Der Tempopilot hält die Geschwindigkeit. Ohne Gaspedal? Oder wie war das noch mal…

Denkste. Toyota verbaut nämlich unverständlicherweise einen Geschwindigkeitsbegrenzer und keine Geschwindigkeitsregelungsanlage in den Toyota Aygo ein. Der Unterschied? Bei der Geschwindigkeitsregelungsanlage – bei den beiden süddeutschen Fahrzeugherstellern auch Tempomat oder Tempostat genannt und rechtlich geschützt – stellt man eine Geschwindigkeit ein und kann mit dem Fuß vom Gaspedal gehen, das Fahrzeug hält wie von Geisterhand die eingestellte Geschwindigkeit bis der Tank leer ist.

Den Begrenzer stellt man genau so ein, nur mit dem Unterschied, dass man die ganze Zeit auf dem Gaspedal verweilen muss – bei Autobahnfahrten sogar besser immer auf Vollast, da sowieso nicht so viel Luft nach oben ist und der Begrenzer natürlich keine Geschwindigkeit hält, sollte man mit der Gaspedalstellung einmal unterhalb die Geschwindigkeit rutschen. Blöd nur, dass nicht jeder um die Natur des weitgehend sinnfreien Begrenzers weiß.

Warum ist die Kartenansicht des Navigationssystems nachts immer so hell?

Die Ablesbarkeit aller Instrumente und Schalter ist sehr gut – auch wenn die Anzeigeinstrumente die des Fiat 500 mehr als nur ähneln. Nur eines nervt: an dem optisch positiv verspielten Multimedia-Audiosystem x-touch mit Rückfahrkamera (600,-) kann man die Helligkeit zwar einstellen (auch den Nachtmodus), schaltet man aber auf die Kartenansicht um, wird es taghell im Führerhaus. Angenehm ist das nicht, deswegen verzichtet man bei Nachtfahrten gezwungenermaßen auf die Kartendarstellung.

WLAN im Auto? Nichts Besonderes. Selbst der Aygo hat es!

Leider ist dieses Ausstattungsmerkmal noch auf keiner Preis- oder Ausstattungsliste vermerkt, aber unser Pressefahrzeug hatte es. Das kleine Gerät war im Handschuhfach versteckt und funkte sobald der Motor lief. Falls es irgendwann als Option kommt, wird es höchstwahrscheinlich in Form einer SIM-Karte über einen Mobilfunkanbieter abgewickelt werden.

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Den Tankdeckel des Toyota Aygo mussten wir ziemlich oft öffnen…

Ach, gebt dem Motor doch seine Turbolader, die er verdient!

Mit 4,1 Litern/100 Kilometer ist der kleine Dreizylinder angegeben, doch wir konnten diesen Verbrauch bei weitem nicht erreichen. An was das liegen könnte und was ein Porsche Boxster GTS damit zu tun hat steht hier.

 

>>> Zum Teil 3 des Artikels: Freude am Drehen, an den 69 PS.

>>> Zum Teil 4 des Artikels: Kleinstwagen im Schnee – ja klar!

>>> Zum Teil 1 des Artikels: Ein ganzer Toyota Aygo zum Preis der Bremse eines Porsche Panamera.

>>> Preise, Abmessungen und Leistungsdaten des Toyota Aygo

 

 

Benjamin Brodbeck

Benjamin Brodbeck ist 33 Jahre alt und studierte Automobilwirtschaft bei Prof. Dr. Diez. Danach wechselte er an die Universität Wien, wo er Publizistik- und Kommunikationswissenschaften studierte und mit dem akademischen Grad 'Magister der Philosophie' abschloss. Neben seiner Tätigkeit als Jazz-Pianist bringt er seine Leidenschaft für und sein Wissen von Automobilen in Form und Sprache als Publizist bei AUTOmativ.de sowie zahlreichen weiteren Plattformen und Unternehmen zum Ausdruck.

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