Den Porsche Macan jetzt mit Vierzylinder aus dem VW Golf – jetzt echt?!
Downsizing, Downsizing, Downsizing. Chinesischer Markt. Und nochmal: Downsizing. Weil es so schön ist. IST ES ÜBERHAUPT NICHT! Was ist denn ein Porsche mit Vierzylinder-Motor bitte?! Das ging in der Kooperations-Geschichte von Porsche und VW schon einmal schief – und schon einmal gut, ja ich weiß, mit dem Porsche 914. Doch auch bei diesem kleinen Zweisitzer war der Sechszylinder natürlich die beliebtere Version – und ist sie heute noch. Ganz zu schweigen von den V8-Sonderanfertigungen für die Porsche Familie. Ich drifte ab. Und ja, mir ist auch bewusst, dass ganz früher Vierzylinder-Aggregate in den Porsche Zweisitzern waren – und im 356. An die neuen 718 Modelle müssen wir uns wohl oder übel gewöhnen – und an einen Porsche Macan mit VW Golf Motor wohl auch. Denn spätestens in der nächsten Generation wird es nicht nur den normalen Macan treffen.
Auch arme Leute fahren ab sofort Porsche
Mensch, Porsche, exklusiv bist Du schon lange nicht mehr, bei über 200.000 produzierten Einheiten im Jahr. Aber muss man denn als „exklusiver Sportwagenhersteller“ jede nur vorhandene Käuferschicht bespaßen und in jedem Segment vertreten sein?
Ja, ich weiß, ich finde es auch ätzend, immer diese Leier der Minderheiten – in dem Fall wie ich – die sich „Sorgen“ um das Image und die Exklusivität von Porsche in der Zukunft machen – und die einen richtigen Porsche eben erst mit einem Boxer-Sechszylindermotor anerkennen. Gut, der neue 718 Boxster ist schon cool, keine Frage. Das soll jetzt auch nicht Kern dieses – zugegeben etwas überspitzten – Kommentars sein.
Doch es kommt auf die Beweggründe an: Ziel eines Porsche Macan mit Vierzylindermotor ist es nicht, im Marketing auf alte Traditionen zurückzugreifen, um die Jahr um Jahr schärferen Grenzwerte und Normen rund um den Flottenverbrauch zu rechtfertigen. Vielleicht auch, aber nicht in erster Linie. Auch ist dieser Porsche nicht ausschließlich für den chinesischen Markt bestimmt, um dortigen Steuerregelungen entgegenzukommen, sondern auch für Europa.
Ziel ist die Bearbeitung weiterer Käuferschichten. Käuferschichten, die sich bislang Gedanken über den Kauf eines ehemals Stiefmütterlichen VW Tiguan machten. Und denen man nun auf einmal mit einer nochmals abgeschwächten Version einen Porsche in greifbare Nähe rücken lässt, sodass dieses Klientel jetzt auf einmal auch den Porsche-Schlüssel auf dem Tresen der Bar liegen hat.
Bitte nicht falsch verstehen, aber Porsche fahren war vor einiger Zeit eine Lebenseinstellung. So, wie es heute mit den anderen, übrig gebliebenen Kleinserienherstellern, wie beispielsweise Lamborghini oder Ferrari ist. Der Reiz liegt hier in der Knappheit und bei der Aufmerksamkeit, die ein solches Fahrzeug erzeugt: jeder will einen haben, auch wenn man oft über ein Jahr (oder noch länger) warten muss; Geld spielt in diesem Käufersegment eine untergeordnete Rolle. Bei dieser Exklusivität kann man für Optionen auch mal schnell das zehn- oder zwölffache des Einkaufspreises verlangen (nicht übertrieben, keine Seltenheit). Doch wenn diese Exklusivität aufgrund der Massenproduktion immer weniger wert wird, wie lange kann man vor den Kunden dann noch diese Preisspannen rechtfertigen?
Wenn die feierwütige Dorfjugend plötzlich auch im Edel-Club auf der Matte steht
Das Prinzip der Verknappung greift bei Porsche nur bei den extrem limitierten Extrem-Sportlern, wie beispielsweise dem 911 GT3 RS oder dem Cayman GT4. Besitzer angesagter Clubs machen ihren Laden in der Regel auch attraktiver, in dem sie es oftmals fast unmöglich machen, Gäste einzulassen. Damit wird der Aufenthalt zu etwas ganz Besonderem – für die, die es doch irgendwie schaffen, in den Club zu kommen.
Und kein intelligenter Club-Chef eines angesagten Hotspots würde auf die Idee kommen, seine Räume auszubauen, die mittelpreisigen Getränke um billigere Getränke zu erweitern und gleichzeitig die ohnehin schon teuren Champagnerflaschen noch teurer zu machen und zusätzlich zu limitieren. Denn irgendwann kommen die M3-Balkan-Gängxter die feierwütige Dorfjugend und betrinkt sich maßlos mit den neu eingeführten, billigen Getränken. Dieses ganz besondere Segment kommt ja jetzt auch einfacher in den Club, da die Hürden gelockert wurden … weil man ja mehr Umsatz machen will. Doch die Kundschaft der höherpreisigen Güter wandert schleichend in andere angesagte Clubs ab, weil sie es nicht länger aushält.
Das ist zugegebenermaßen hart und nicht ganz sozial verträglich formuliert. Aber es trifft das Dilemma der kommenden Jahre möglicherweise ganz gut.
Porsche ist auf Wachstumskurs – mehr denn je. Das freut uns alle unglaublich und tut der Region gut. Aber neben dem Problem, dass ein Unternehmen oft nur mit einem gewissen Tempo wachsen kann, damit die Prozesse und Rahmenbedingungen natürlich mitwachsen können, Porsche hier mittlerweile in einer fast absurd-rasanten Geschwindigkeit Mitarbeiter gewinnt, die ehemals aufstrebenden Weltmärkte wie Brasilien, Russland und China entweder riesengroße finanzielle Probleme haben oder stagnieren, wird das größere Problem sein, dass sich die „alten“ Porsche-Kunden mit ihrer Marke kaum noch identifizieren können und gleichzeitig die Umsätze in den vermeintlich aufstrebenden Nationen einbrechen werden.
Das mag vielleicht in den nächsten ein, zwei, drei Jahren überhaupt nicht relevant sein und die „alten“ Porsche-Freaks werden einen verschwindend geringen Anteil ausmachen, für den es sich nicht lohnt ein ganzes Unternehmen auszurichten. Aber nur deswegen neue Käufersegmente anheuern, um noch breiter zu wachsen und dabei Stück für Stück Exklusivität einzubüßen? Finde ich nicht gut.
Einstiegs-Porsche Macan mit 252 PS und Doppelkupplung mit Schaltwippen
Kurz die Daten und Fakten des Einstiegs-Porsche: das aufgeladene 2,0 Liter Triebwerk aus dem Volkswagen-Konzernregal verfügt über eine Leistung von 252 PS und 370 Nm Drehmoment. Geschaltet wird über das Porsche-typische Doppelkupplungsgetriebe.
In 6,7 Sekunden geht es von 0 auf 100 Km/h, mit dem optionalen Sport Chrono Paket (für die ganz harten Racer im Volks-Porsche) geht es sogar in 6,5 Sekunden von 0 auf 100 Km/h. Bei einer Höchstgeschwindigkeit von 229 Km/h ist Schluss. Im Zyklus gibt Porsche einen kombinierten Verbrauch von 7,4 Litern an.