Fahrbericht Toyota Yaris GRMN: Höllisches Minimonster mit Lotus-Effekt

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Jetzt, Anfang 2019 ist er eigentlich überhaupt nicht mehr aktuell, der Toyota Yaris GRMN. Dennoch ist er spektakulär – schließlich reißt der 1,8 Liter kleine Vierzylinder aus der Lotus Elise mit 212 PS und 250 Nm Drehmoment an der Vorderachse des 1.135 Kilogramm leichten Minisportlers. Was ihn aber besonders macht ist nicht nur seine Leistung, sondern vielmehr seine konsequente Abstimmung des Fahrwerks und der Lenkung im virtuosen Zusammenspiel mit seiner Leistung. Ein kurzer Fahrbericht aus der Eifel!

5,35 Kilo pro PS

212 PS reißen an der Vorderachse – ich drücke das Pedal komplett ins Bodenblech. Bei Fronttrieblern mit mechanischer Vorderachsquersperre liebe ich es, wie man schon kurz vor dem Scheitelpunkt nahezu voll auf das Gas gehen kann ohne dass es den Vorderwagen nach Außen treibt.

So auch hier: dank Torsen-Differential vorne, Bridgestone-Potenza Reifen auf 17 Zoll großen BBS-Felgen, Sachs-Dämpfer, kürzeren Federn und zusätzlichen Unterbodenversteifungen saugt sich das Minimonster regelrecht an den unruhigen Boden der teils maroden Eifelstraßen. Das manuelle Sechsgang-Schaltgetriebe ist so abartig präzise und der Motor so drehfreudig, dass ich die Gänge beim rausbeschleunigen nur so reinballere.

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Irgendwie sieht er schon echt komisch aus am Heck – aber irgendwie auch besonders krass. Ein mittig positioniertes kantiges Endrohr soll seine Rennstrecken-Performance unterstreichen.

Mich hat’s mal wieder gepackt. Keine Wankbewegungen und wohlig umschlossen von den mit Alcantara bezogenen Halb-Schalen knall’ ich durch Wald und über Wiesen – die Bäume und Grashalme schießen an mir fortwährend abwechselnd vorüber. Begleitet wird das Ganze von dem zentralen Endtopf am Heck, der mächtig Geräusch macht. Nach 2019er-Standards wahrscheinlich nicht mehr zulassbar – zumindest nicht in Deutschland.

Toyota’s ärgste Konkurrenz beim Yaris GRMN: Abarth. Noch traditioneller, noch emotionaler – und einfach viel schöner. Aber nicht ganz so radikal. Trotz alledem wäre Abarth meine Wahl für ein tägliches Miteinander.

Geil. Sorry, aber das ist geil. Ich muss mich echt zusammenreißen, mit diesem automobilen Untersatz nicht im Graben zu landen. Aber es macht einfach so wahnsinnig viel Spaß, den Kompressor-aufgeladenen Motor mit viereinhalb und mehr über diese engen Straßen der Eifel zu bugsieren.

Und dabei ist er auf dem Papier überhaupt nicht so schnell: 6,5 Sekunden braucht er von 0 auf 100 Km/h – 230 Km/h sind Spitze. Aber es fühlt sich alles einfach viel krasser und brutaler an.

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Hmm. Geht schon, aber so toll ist der Armaturenträger echt nicht gestaltet. Die Sitze hingegen sind top und halten einen echt im Zaum.

Monster sind eben nicht schön

Und es ist mir einfach egal, wie dieses Teil aussieht. Gefallen tut er mir überhaupt nicht – weder an der Front, noch am Heck – noch im Interieur. Die Linien laufen kreuz und quer und erinnern an ein überzüchteten Cyborg. Und das Interieur ist eine unaufgeräumte Plastikhalde mit – im Fall des GRMN – sportlichen Gimmicks, wie zum Beispiel die rote Mittenmarkierung am mit Alcantara überzogenen Lenkrad.

Aber so what?! Mir egal. Hier in der Eifel sieht mich eh keiner außer vier Kühe und drei Schafe. Hauptsache das Ding fühlt sich im Betrieb gut an – und, ohja, das tut es. Da mach’ ich mal eine Ausnahme von den sonst üblichen Qualitäts-Kommentaren.

Zu hohe Sitzposition im Yaris GRMN

Wie auch im normalen Yaris ist die Sitzposition des Sportmodells einfach viel zu hoch. Die Probleme haben wir auch ständig bei den Abarth 595 und 695 Modellen. Und das ist auf Dauer nix. Auch der Schalthebel sitzt ein bisschen zu tief am Boden – der Weg vom Lenkradkranz ist etwas zu lang.

Fazit zum Toyota Yaris GRMN

Der Toyota Yaris befand sich in ähnlicher Preisregion wie der Toyota GT86 – eigentlich sogar in der gleichen. Knapp 30.000 Euro kostete er und kam serienmäßig mit Klimaanlage und Rücksitzbank. Beides hätte man in einer noch radikaleren Version ruhig rausschmeißen dürfen – hat sich Toyota aber nicht getraut. Also selber Hand anlegen. Problem dabei: ihn gibt es schon lange nicht mehr. Denn die 400 Einheiten waren ruckzuck ausverkauft.

Aber: auf den bekannten Online-Verkaufsplattformen gibt es noch ein paar mit nahezu keinen Kilometern. Die Preise entsprechen in etwa den Neupreisen.

 Bewertung Toyota Yaris GRMN (2018)
 Optischer Eindruck +++
 Qualität Karosserie +++
 Lackqualität Karosserie +++
 Qualität im Interieur +++
 Sitzkomfort Cockpit ++++
 Sitzergonomie Cockpit Rennstrecke +++++
 Digitales Bedienkonzept ++
 Raumangebot (im Vergleich zum Segment) +++
 Innenraumgeräusch / Dämmung +++
 Lenkung +++++
 Spurtreue ++++
 Fahrwerk +++++
 Motor ++++
 Getriebeabstimmung ++++
 Innovation ++
 Preis ++++
 Gesamteindruck ++++
 +++++ = Maximum

Benjamin Brodbeck

Benjamin Brodbeck ist 33 Jahre alt und studierte Automobilwirtschaft bei Prof. Dr. Diez. Danach wechselte er an die Universität Wien, wo er Publizistik- und Kommunikationswissenschaften studierte und mit dem akademischen Grad 'Magister der Philosophie' abschloss. Neben seiner Tätigkeit als Jazz-Pianist bringt er seine Leidenschaft für und sein Wissen von Automobilen in Form und Sprache als Publizist bei AUTOmativ.de sowie zahlreichen weiteren Plattformen und Unternehmen zum Ausdruck.

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