GWM Wey 05 Erfahrungsbericht: Ein Jahr Praxistest des chinesischen SUV

Seit einem Jahr begleitet mich der Wey 05 von Great Wall Motors (GWM) täglich im urbanen Straßenverkehr und auf der Autobahn. In dieser Zeit hat das chinesische Premium-SUV seine Zuverlässigkeit und Alltagstauglichkeit unter Beweis gestellt. Gelegentliche technische Eigenheiten, über die man hierzulande selten stolpert, stellen eher charmante Kuriositäten als gravierende Mängel dar. Im Folgenden schildere ich meine Erfahrungen mit dem Wey 05 – von kleinen Kinderkrankheiten über Fahrverhalten und Effizienz bis hin zu Komfort und Unterhaltskosten.
Software und Technik: Update-Kultur trifft Eigenheiten
In puncto Software zeigt sich der Wey 05 lernfähig: Bereits kurz nach Auslieferung verbesserte ein Update (4 Stunden-Termin in der Werkstatt) die Navigationsgenauigkeit nachhaltig. Zuvor hatte das Navi gelegentlich vergessen, wo es sich befand, was auf längeren Strecken schon einmal irritierte. Ebenfalls per Update soll demnächst das selten auftretende, minimal spürbare „Turboloch“ bei abruptem Vollgas auf der Autobahn komplett ausgemerzt werden.
Anders verhält es sich mit dem Blinker, der sich nicht immer automatisch zurückstellt. Anfangs war das besonders bei dichtem Stadtverkehr etwas mühsam, weil der empfindliche Hebel rasch erneut Blinkerimpulse sendet. Mit der Zeit gewöhnt man sich jedoch an den kurzen Handgriff. Die Sprachsteuerung erledigt Standardaufgaben zuverlässig, doch vermisst man ab und an zusätzliche Befehle – ein Ausbau des Sprachrepertoires wäre wünschenswert. Ebenso steht noch eine automatische Servicerinnerung aus, die bei vielen Konkurrenten längst zum Serienumfang gehört. Bis GWM hier nachrüstet, behält man Wartungsintervalle manuell im Blick.
Fahrleistung und Effizienz: Sportlicher Hybrid-Allradler
Der Wey 05 begeistert mit echter Performance: In nur fünf Sekunden gelingt der Sprint von null auf 100 km/h, und bei 235 km/h ist die elektronische Begrenzung erreicht. Die Kombination aus Verbrennungs- und Elektromotor sorgt für kraftvollen Vortrieb. Nutzt man den manuellen Allradmodus, stellt sich das volle Drehmoment ohne Verzögerung ein – sehr praktisch, wenn man an Steigungen etwa rückwärts aus einer Parklücke fährt und im reinen Frontantrieb die Hinterachse nur zögerlich zieht.
Rein elektrisch sind laut Hersteller 150 Kilometer möglich, und meine Praxiswerte liegen in der Sommersaison sogar leicht darüber. Im Winter reduzierte sich die Reichweite auf rund 140 Kilometer, was angesichts der Außentemperaturen noch völlig in Ordnung ist. Dank kostenloser Lademöglichkeiten beim Arbeitgeber und Solarstrom zu Hause betragen meine Stromkosten faktisch null. Der Benzinverbrauch fällt mit 2,5 Litern pro 100 Kilometer im Winter moderat aus. Im Jahresmittel komme ich dank etwa 90-prozentigem Elektroanteil auf rund 1,5 Liter pro 100 Kilometer – ein hervorragender Wert für ein 2,5-Tonnen-SUV. Um die häufige Warnung „Kraftstoffalterung“ zu vermeiden, halte ich den Tank stets halbvoll, was unnötige Tankstopps minimiert.
Komfort und Verarbeitung: Premium-Feeling bis ins Detail
Der Innenraum vermittelt Luxus: Nappaleder bis in die Türverkleidungen, weiche Kunststoffflächen und eine exzellente Dämmung sorgen für eine ruhige und edle Atmosphäre. Der Übergang zwischen Elektro- und Verbrennungsbetrieb ist nahezu unhörbar, ebenso gelingt dem 9-Gang-Doppelkupplungsgetriebe ein butterweicher Schaltvorgang ohne ruckartige Übergänge.
Die elektrisch verstellbaren Sitze bieten neben Heizfunktion eine achtstufige Massage, die vor allem auf längeren Fahrten Komfort und Wellness kombiniert. Selbst nach einem Jahr täglichen Fahrens zeigen die Sitzbezüge keine Abnutzungserscheinungen. Einzig das beheizbare Lenkrad dürfte für meinen Geschmack einen Hauch mehr Umfang vertragen, um noch angenehmer in der Hand zu liegen.
Alltagstauglichkeit: Vernetzung, Sensorik und Wintereinsatz
In der digitalen Vernetzung punktet der Wey 05 mit stabiler Smartphone-Integration, eingebundenen Apps und komfortablem WLAN-Hotspot, der auch zu Hause ein mobiles Büro ermöglicht. Die Abstandswarner, Spurhalte- und Notbremsassistenten arbeiten präzise – lediglich bei extrem kalten Minusgraden schalteten Abstandssensoren und Kamera kurzzeitig aus, ein Phänomen, das selbst Premiumhersteller nicht völlig immunisieren können.
Im Winter überzeugt die Standheizung per App-Steuerung: Fünfzehn Minuten Vorheizen kosten etwa einen Kilometer Reichweite, aber man steigt stets in einen warmen und eisfreien Innenraum. Die Matrix-LED-Scheinwerfer mit blitzschneller Ausblendfunktion gefallen ebenfalls sehr, da der Gegenverkehr nie geblendet wurde.
Unterhaltskosten und Sonderausstattung
Ein Satz 265er Winterreifen auf Alufelgen schlug dank Händlerrabatt mit 2 800 Euro zu Buche. Der nächste Servicetermin steht in der 24. Kalenderwoche an; nach ersten Schätzungen bleibt auch dieser im marktüblichen Rahmen. Trotz des Exoten-Status relativiert sich der Wertverlust, da der Wey 05 in der Luxury-Ausstattung um 20 000 bis 25 000 Euro günstiger ist als ein Audi Q7 mit vergleichbarer Ausstattung. Unter dem Strich erhalten Fahrer ein sehr gut ausgestattetes und leistungsstarkes Plug-in-Hybrid-SUV, das sich spürbar vom Markt abhebt.
Fazit zum Wey 05
Der Wey 05 von GWM hat mich in meinem ersten Jahr als zuverlässiger, leistungsstarker und effizienter Begleiter überzeugt. Kleine Software-Updates werden laufend nachgereicht, und die wenigen „chinesischen Eigenarten“ stören kaum im Alltag. Mit seinem fairen Preis-Leistungs-Verhältnis, seiner starken Performance und seinem hohen Komfort bietet der Wey 05 eine attraktive Alternative im Premium-SUV-Segment – exzellent für alle, die ein noch wenig verbreitetes Hybridmodell mit hohem Spaßfaktor suchen.