Ratgeber Winterreifen 2025: Warum das Schneeflockensymbol jetzt entscheidend ist
Seit Herbst 2024 gilt in Deutschland eine aktualisierte Regelung zur situativen Winterreifenpflicht: Nur noch Winter- und Ganzjahresreifen mit dem sogenannten Schneeflockensymbol – einem Bergpiktogramm mit Schneeflocke – sind für winterliche Straßenverhältnisse zulässig. Die Änderung soll für mehr Sicherheit im Verkehr sorgen und gleichzeitig Klarheit bei der Reifenwahl schaffen. Doch eine aktuelle forsa-Umfrage im Auftrag von Continental zeigt: Viele Autofahrerinnen und Autofahrer wissen gar nicht, welche Kennzeichnung ihre Reifen tatsächlich tragen.
Jeder Zweite kennt das richtige Symbol nicht
Laut der repräsentativen Befragung kann nur rund die Hälfte derjenigen, die für die Wartung ihres Fahrzeugs verantwortlich sind, das gültige Symbol benennen. 53 Prozent der Befragten wussten korrekt, dass das Schneeflockensymbol zwingend erforderlich ist. Das bedeutet im Umkehrschluss: Fast ebenso viele Autofahrende sind unsicher oder gehen von veralteten Vorschriften aus.
Diese Wissenslücke kann im Ernstfall teuer werden – und gefährlich. Wer mit falscher Bereifung in winterlichen Situationen unterwegs ist, riskiert nicht nur ein Bußgeld, sondern vermindert auch die Fahrsicherheit erheblich.
M+S-Kennzeichnung: Weit verbreitet, aber nicht ausreichend
Ein wesentlicher Grund für die Verwirrung liegt in der nach wie vor häufig anzutreffenden M+S-Kennzeichnung. Das Kürzel steht für „Matsch und Schnee“ und wurde lange Zeit als Indiz für wintertaugliche Reifen genutzt. Heute ist diese Markierung jedoch kein Beleg mehr für eine verbindliche Prüfung bei winterlichen Bedingungen. Reifen mit M+S-Kennzeichnung mussten nie strenge Tests auf Schnee und Eis durchlaufen.
Trotzdem glauben laut Umfrage 16 Prozent der Befragten, dass M+S weiterhin ausreiche. Weitere 12 Prozent gehen davon aus, dass beide Symbole – also M+S und Schneeflocke – gemeinsam vorgeschrieben sind. Beides ist falsch: Ausschließlich das Schneeflockensymbol garantiert die gesetzliche Wintertauglichkeit.
Warum das Schneeflockensymbol verbindlich ist
Das Schneeflockensymbol – auch 3PMSF-Symbol (Three Peak Mountain Snowflake) genannt – wird nur dann vergeben, wenn ein Reifen definierte Leistungsanforderungen unter winterlichen Bedingungen besteht. Dazu gehören: Verkürzter Bremsweg auf Schnee, verbesserte Traktion bei niedrigen Temperaturen und erhöhte Seitenführung bei rutschigem Untergrund. Hersteller müssen spezielle Testreihen durchlaufen, bevor ein Reifen die Kennzeichnung erhält. Für Verbraucherinnen und Verbraucher ist es damit der zuverlässigste Hinweis auf geprüfte Wintertauglichkeit.

Sicherheit beginnt beim Blick auf die Seitenwand
Beinahe ein Drittel der Befragten – 29 Prozent – wusste nicht, welche Kennzeichnung die eigenen Reifen tragen. Das birgt Risiken: Wer in winterlichen Verhältnissen ohne gültige Kennzeichnung unterwegs ist, riskiert ein Bußgeld von bis zu 100 Euro sowie einen Punkt im Fahreignungsregister. Noch schwerer wiegen allerdings die sicherheitsrelevanten Folgen.
Was beim Reifenwechsel jetzt wichtig ist
Gerade in der Übergangszeit zwischen Herbst und Winter sollten Fahrzeughalter einige Punkte berücksichtigen:
1. Kennzeichnung prüfen: Das Schneeflockensymbol ist meist gut sichtbar auf der Reifenseitenwand eingraviert. Wer sich unsicher ist, kann zusätzlich die DOT-Nummer und Hinweise des Herstellers prüfen.
2. Profiltiefe messen: Auch ein korrekt gekennzeichneter Reifen verliert mit zunehmendem Verschleiß an Performance. Experten empfehlen mindestens 4 Millimeter Profiltiefe für Winterreifen.
3. Alter des Reifens beachten: Gummi verhärtet im Laufe der Zeit. Spätestens nach sechs bis acht Jahren sollten Reifen ersetzt werden – unabhängig von der Profiltiefe.
4. Richtigen Luftdruck einstellen: Gerade bei niedrigen Temperaturen sinkt der Reifendruck. Ein zu niedriger Druck verschlechtert Traktion und Bremsleistung.
Warum Ganzjahresreifen nicht immer die beste Wahl sind
Viele Autofahrerinnen und Autofahrer setzen inzwischen auf Ganzjahresreifen – und auch diese müssen das Schneeflockensymbol tragen, um im Winter zulässig zu sein. Für Fahrzeuge mit hoher Fahrleistung oder für Regionen mit starkem Schneefall empfiehlt sich dennoch der Einsatz von reinen Winterreifen. Sie bieten bei extremen Temperaturen und bei viel Schnee meist bessere Fahrstabilität.
Ganzjahresreifen sind hingegen eine gute Lösung für Autofahrende in Regionen mit milden Wintern, die nur selten in Schneefall geraten.
Welche Folgen drohen ohne gültige Winterreifen?
Neben Bußgeldern und Punkten kann bei Unfällen mit ungeeigneter Bereifung auch die Versicherung Probleme bereiten. Kaskoversicherer können Leistungen kürzen, wenn fahrlässig gehandelt wurde. Auch in der Haftpflicht kann die Regulierung im Einzelfall komplexer werden. Zudem steigt das Unfallrisiko deutlich.
Studien zeigen, dass Winterreifen den Bremsweg auf Schnee erheblich verkürzen und die Kontrolle über das Fahrzeug in kritischen Situationen verbessern.
Fazit: Winterreifen bewusst auswählen
Die gesetzliche Neuregelung sorgt für klare Kriterien – dennoch herrscht weiterhin Unsicherheit bei vielen Autofahrerinnen und Autofahrern. Der Blick auf die Seitenwand des Reifens ist ein einfacher, aber entscheidender Beitrag zur Sicherheit im Straßenverkehr. Wer jetzt rechtzeitig überprüft, ob seine Winter- oder Ganzjahresreifen das Schneeflockensymbol tragen, schützt nicht nur sich selbst, sondern auch andere – und vermeidet mögliche Strafen. Die kalte Jahreszeit kann kommen: Mit der richtigen Bereifung bleibt das Auto in jeder Situation kontrollierbar.

