Audi R8 Zwangs-Rückruf 26P7 ‘Klappensteuerung’ des KBA: Was Betroffene jetzt tun können

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Sehr ärgerlich: Die Auspuffklappensteuerung bei den Audi R8 V10 Modellen für die Baujahre 2018/2019 bis 2023 soll nun zwangsweise deaktiviert werden. Scheinbar hatte das Kraftfahrtbundesamt (KBA) dazu Ende 2023 einen Zwangsrückruf bei Audi angeordnet. Mit dem Software-Update wird die Steuerung der Auspuffklappe deaktiviert. Damit werden die Fahrzeuge nicht nur erheblich leiser, sondern könnten auch an Leistung verlieren. Alle Audi R8, die noch in 2024 gebaut werden, erhalten logischerweise das Update serienmäßig. Bislang gilt dies nur für Audi R8 Modelle, nicht aber für den Lamborghini Huracan, der mit dem baugleichen Antriebsstrang ausgestattet ist. Was betroffene Kunden jetzt tun können.

Zwangs-Rückruf 25P7 – um was geht es?

In den letzten Monaten erhielten wir vermehrt Hinweise von Audi R8 Kunden, die von der Audi AG bezüglich ihres R8 angeschrieben wurden. Inhalt der Briefe ist ein Software-Update, das Audi bei den R8-Modellen der Baujahre 2018/2019 bis 2023 durchführen möchte (mittlerweile muss). In diesem Update geht es im Wesentlichen um die Steuerung der Abgasklappensteuerung, die generell im Fahrmodus ‘Sport’ weiter geöffnet wird. Dadurch klingt das Fahrzeug kerniger – durch den geringeren Abgasgegendruck verfügt der R8 dann auch über mehr Leistung. Im Detail werden durch das Softwareupdate abgasrelevante Parameter beider Motorsteuergeräte geändert. Darunter fällt die Ansteuerung der Abgasklappen sowie die eingesteuerten Fehlzündungen. Die Software für das Doppelkupplungsgetriebe wird bei diesem Rückruf nicht verändert.

In Briefen, die anfangs recht freundlich formuliert waren und darauf hingewiesen haben, das Update mit der Kennung ’26P7′ möglichst rasch beim Händler durchführen zu lassen, wurde der Ton mit darauf folgenden Schreiben erheblich bestimmter. Klar, bei Audi nahm der Druck zu, die Autos in die Werkstätten zu holen. Wer das Update nicht vornehmen lasse, riskiere die Fahrzeugstilllegung, so Audi – und natürlich in letzter Instanz das Kraftfahrtbundesamt.

Anscheinend soll es bei manchen Händlern sogar Versuche gegeben haben, das Update während des normalen Service heimlich durchführen zu lassen. Dennoch sollen dies Ausnahmen gewesen sein. Im Regelfall wurden die meisten betroffenen Kunden vor der Durchführung des Updates von den Werkstätten aufgeklärt. Wir gehen davon aus, dass die meisten Kunden vorerst kein Update durchführen ließen.

Wenn eine Audi Werkstatt das Update durchführt, werden die Motorsteuergeräte mit einer neuen Softwarenummer versehen. Diese leitet Audi dann an das KBA weiter – als Beweis, dass Audi das Update durchgeführt hat. Das KBA wiederum übermittelt daraufhin die neuen Softwarenummern an die entsprechenden Prüforganisationen, wie beispielsweise TÜV und Dekra. Bei der Hauptuntersuchung wird so relativ schnell klar, welches Auto ein Update gemacht hat und welches nicht. Letztere fallen durch die HU durch. So einfach.

Software-Update bedeutet Wertverlust für die R8-Modelle

Weil die meisten Halter der Audi R8 Fahrzeuge das Update nicht durchführen ließen, erfolgte Ende letzten Jahres ein offizieller Rückruf durch das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA). Haltern wurde unter Androhung der Stilllegung bis Ende März 2024 auferlegt, das Update durchführen zu lassen.

Fest steht: Es ist wahrscheinlich nicht erfolgversprechend, gegen die Maßnahme des KBA vorzugehen. Insidern zufolge soll die beim Audi R8 serienmäßige Auspuffklappensteuerung seitens Audi anfangs nicht zugelassen worden sein. Eine Überprüfung dieser Information war uns bislang nicht möglich. Doch der Verdacht ist begründet, denn andernfalls wäre es der Behörde (KBA) nicht möglich gewesen einen Rückruf zu starten. In den Schreiben von Audi ist von “neu interpretierten Vorgaben der Behörde” die Rede. Außerdem spricht Audi von “Kleinigkeiten”, die mit dem Software-Update einhergehen. Doch ein wahrscheinlicher Leistungsverlust sowie erhebliche Einbußen beim Klang eines V10-Motors sind keine “Kleinigkeiten”. Zweifelsohne wird sich das Update negativ auf den Wert des jeweiligen Fahrzeugs auswirken. Deswegen droht hier neben den technischen Verlusten auch eine Wertminderung.

Diese Wertminderung ist – laut Fachanwälten – vom jeweiligen Händler oder sogar Hersteller (abhängig von der Vertragspartei) zu begleichen. Zudem kommt noch der unbestätigte Verdacht hinzu, dass in diesem Fall Audi die Klappensteuerung bzw. die Abgasanlage nicht ordentlich zugelassen hat. Es kann sich daher durchaus lohnen, diesen Wertverlust rechtlich einzuklagen. Rechtsschutzversicherungen übernehmen in der Regel die Kosten für rechtliche Schritte, insbesondere wenn Versicherungsschutz für Vertragsrecht und/oder Verkehrsrecht besteht.

Back-Up der beiden Motorsteuergeräte vor dem Update anfertigen

Fest steht: Es wird aufwendiger für diejenigen, die das Update technisch umgehen möchten. Aber es gibt zumindest eine Möglichkeit – allerdings inklusive Risiko. So ist es durchaus möglich, Sicherheitskopien der Daten vor dem Update, das der Audi Händler dann später durchführt, zu erstellen. Das ermöglicht nach dem offiziellen Update durch den Audi-Händler ein Zurücksetzen auf die vorherige Version. Das Händler-Update muss in jedem Fall durchgeführt werden, damit Audi die neuen Softwarenummern an das KBA weiterleiten kann und so auch die Prüfinstitute die Software-Nummern vorliegen haben. Diese sind zwangsweise an die Fahrgestellnummer gekoppelt.

Beim Zurücksetzen werden so wichtige Softwareversionen und Diagnosedaten auf den vorherigen Stand zurückgesetzt – und natürlich auch die entsprechenden Kern-Parameter. Ein offizieller Hinweis muss dennoch sein: Durch diese Anpassung erlischt rechtlich die allgemeine Betriebserlaubnis. Im Falle eines Unfalls kann so die Versicherung Teil-Ansprüche geltend machen. Und auch vor jeder Hauptuntersuchung sollte das offizielle Update gemacht werden. Es sei denn man versucht es so und/oder kennt den Prüfer entsprechend gut.

Dennoch ist das Risiko ein überschaubares. Es gibt einige Tuner und Veredeler, die diese Backups durchführen. Und das zurecht: Wer möchte denn, dass sein R8 nicht mehr richtig klingt?

Mia Iannotta

Mia ist seit Mitte 2015 das italienische und - viel wichtiger - eines der beiden weiblichen Herzen von AUTOmativ.de. Ohne ihre Beiträge wäre das Magazin definitiv lebloser und langweiliger. Mia lebt die meiste Zeit des Jahres im Großraum Rom, den Rest verbringt sie irgendwo anders. Warum sie manchmal über Automobile schreibt? Nun, als wir sie auf der Mille Miglia beobachteten, wie sie sich um die Alfisti kümmerte, konnten wir einfach nicht widerstehen.

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