Größter Serientraktor der Welt: John Deere 9RX 830 – Kraft, Präzision und Hightech aus Waterloo

Wenn sich vom 9. bis 15. November 2025 in Hannover die Tore der Agritechnica – der Weltleitmesse für Landtechnik – öffnen, wird der der John Deere 9RX 830 alleine schon wegen seiner Größe besondere Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Der Raupentraktor gilt derzeit als größter und leistungsstärkster Serientraktor der Welt. Bereits im Vorfeld der Messe konnten wir den 9RX im Werk Waterloo, Iowa (USA) besichtigen – dort, wo John Deere seit Generationen seine Flaggschiffe fertigt.

Ja, wir sind ein reines Automobil-Magazin. Aber um seinen Horizont zu erweitern, muss man auch mal nach rechts und links schauen – um sich von anderen Superlativen beeindrucken zu lassen. Und, so weit weg vom klassischen Auto ist ein Traktor auch nicht. Immerhin hat er auch ein Lenkrad und vier Räder. Genug Parallelen, um einen kurzen Schwenk in die Faszination der Landtechnik zu unternehmen.

Ein Gigant aus Iowa

Mit einer maximalen Motorleistung von 913 PS (681 kW) und einem Einsatzgewicht von 33,5 Tonnen sprengt der John Deere 9RX 830 die gängigen Maßstäbe der Traktortechnik. Der Traktor wurde für extreme Zugleistungen, höchste Flächenleistung und maximale Zuverlässigkeit unter schwersten Bedingungen entwickelt. In der Praxis bedeutet das: Ob Tiefenlockerung, Großgrubber oder riesige Drillkombinationen – der 9RX zieht Geräte, bei denen andere Traktoren längst an ihre Grenzen stoßen. Ganz nach dem US-amerikanischen Motto: „Bigger is always better.“ (Deutsch: „Größer ist immer besser.“) Und wir wissen, dass dies – den größten Serientraktor der Welt zu bauen – auch die Motivation von John Deere war, dieses Ungetüm zu entwickeln und auf die Räder bzw. Raupenlaufwerke zu stellen.

Der JD18-Motor: 18 Liter Hubraum, kein DEF

Im Herzen des John Deere 9RX arbeitet der neue John Deere JD18X-Motor, ein 18-Liter-Sechszylinder mit 1.098 Kubikzoll Hubraum. Das Aggregat wurde im eigenen Haus entwickelt und gefertigt – ein deutliches Bekenntnis zur Unabhängigkeit und zur Entwicklungsphilosophie von John Deere. Der Motor leistet 830 PS (610 kW) Nennleistung und erreicht bis zu 926 PS nach ISO-Messverfahren. Mit einem maximalen Drehmoment von 4.234 Nm bei 1.400 U/min bietet er ein massives Drehmomentplateau und ermöglicht kraftvolles Arbeiten bei niedrigen Drehzahlen.

Eine Besonderheit: Der JD18 kommt ohne Diesel-Emissions-Flüssigkeit (DEF) aus. Stattdessen setzt John Deere auf gekühlte Abgasrückführung (EGR), zwei in Reihe geschaltete Turbolader und ein ausgeklügeltes Luft-zu-Luft-Ladeluftkühlsystem. Damit erfüllt der Motor die EU-Emissionsstufe V und bleibt zugleich einfach im Handling – ein Pluspunkt insbesondere für Betriebe mit großen Fuhrparks.

Neues Getriebe „e21 PowerShift“ mit 21 Vorwärtsgängen

Hier zeigt sich, dass wir vom Automobilbau doch sehr weit entfernt sind. Denn die immense Motorleistung wird über ein – laut John Deere – neu entwickeltes, sogenanntes „e21 PowerShift-Getriebe“ übertragen. Das 21-Gang-Getriebe bietet 21 Vorwärts- und 11 Rückwärtsgänge und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 40 km/h. Dank eines besonderen Effizienzprogramms – im Prinzip wie beim Auto im Fahrprogramm „Eco“ – werden Motordrehzahl und Getriebestufe automatisch auf optimale Kraftstoffeffizienz abgestimmt. Das Schalten erfolgt weich und unter Last, was gerade bei schweren Zugarbeiten ein spürbarer Vorteil ist.

Im Feldbetrieb sorgt die Kombination aus Getriebe und Antriebssystem für eine beeindruckende Zugkraft und gleichmäßige Kraftübertragung – auch auf schwierigen Böden.

Vier Raupenlaufwerke für maximale Traktion

Charakteristisch für den 9RX ist seine Konstruktion mit vier unabhängigen Raupenlaufwerken. John Deere setzt hier auf Ketten des kanadischen Spezialisten Camso, wahlweise in den Varianten Ag 3500 oder Ag 6500, mit einer Spurweite von 2.235 mm und einer Standardbreite von 762 mm. Die Laufwerke verfügen über drei mittlere Laufrollen und eine neue Aufhängung, die Stöße und Schwingungen effektiv dämpft. Damit verbessert sich nicht nur die Traktion, sondern auch der Fahrkomfort – selbst bei höheren Geschwindigkeiten auf der Straße.

Im Vergleich zu klassischen Radtraktoren reduziert das Raupenkonzept die Bodenverdichtung deutlich. Das ist insbesondere bei empfindlichen Böden ein entscheidender Faktor. Mit seinem niedrigen Auflagedruck ist der 9RX prädestiniert für große Ackerflächen und anspruchsvolle Bodenverhältnisse, wie sie etwa in Nordamerika, Osteuropa oder auch in Teilen Deutschlands vorkommen.

Hydraulikleistung für Großgeräte

Auch das Hydrauliksystem des 9RX 830 ist auf maximale Leistung ausgelegt. Die serienmäßige Axialkolbenpumpe liefert 212 Liter pro Minute, optional können zwei oder drei Pumpen mit bis zu 636 Litern pro Minute kombiniert werden. Damit ist der Traktor in der Lage, selbst die größten und anspruchsvollsten Anbaugeräte zuverlässig zu versorgen. Bis zu acht Zusatzsteuergeräte (SCVs) sind verfügbar, wahlweise mit 1/2-Zoll- oder 3/4-Zoll-Anschlusskupplungen. Alle Steuergeräte werden elektronisch geregelt, was eine präzise Bedienung und flexible Anpassung der Hydraulikfunktionen erlaubt.

Kabine mit sieben Quadratmetern Glasfläche und 3,5 Quadratmetern Platz

Wer im John Deere 9RX arbeitet, sollte eigentlich eine Traktorarbeit auf einem neuen Komfortniveau erleben. Die neue, sogenannte „CommandView 4 Plus-Kabine“ bietet ein Innenvolumen von 3,37 m³ und eine Glasfläche von fast 7 m². Diese Dimensionen sollen für eine hervorragende Rundumsicht sorgen. Die Kabinenfederung und der ergonomisch aufgebaute Arbeitsplatz mit drehbarem Fahrersitz (bis zu 40 Grad nach rechts) sollen Ermüdung auch bei langen Arbeitstagen reduzieren.

Das neue Touchscreen-Radio mit 6,5 Zoll, Apple CarPlay und Android Auto sorgt für Unterhaltung und Konnektivität, während das 6.1-Soundsystem mit Subwoofer für satten Klang sorgt. Optional ist auch Digitalradio (DAB+) mit Bluetooth und Sprachsteuerung erhältlich.

John Deere 9RX mit integrierter Präzisionslandwirtschaft

John Deere liefert den 9RX serienmäßig mit modernster Precision-Farming-Technologie aus. Ein integrierter, sogenannter „StarFire-Empfänger“ in Kombination mit weiteren Schnittstellen und Konnektivitätslösungen („G5Plus CommandCenter“, „JDLink“) sollen den Einstieg in die Präzisionslandwirtschaft besonders einfach machen.

Was das bedeutet? Funktionen, die das Leben eines Landwirtschaft-Beschäftigten einfacher machen sollen, sind beispielsweise AutoTrac, variable Ausbringmengen, Teilbreitenschaltung sowie erweiterte Anwendungen wie AutoPath, MachineSync und AutoTrac Wendeautomatisierungen. Alle Systeme sind direkt integriert und können über das zentrale Display gesteuert werden. Damit soll der 9RX 830 nicht nur rohe Kraft bieten, sondern auch digitale Intelligenz liefern. So können Landwirte Arbeitsdaten in Echtzeit erfassen, Maschinenflotten vernetzen und Einsätze präzise planen.

Beeindruckende Dimensionen

Schon in der Grundkonfiguration misst der John Deere 9RX 830 eine Gesamtlänge von 8,87 Metern, eine Breite von rund 3,50 Metern und eine Höhe von knapp 3,90 Metern. Mit vollem Ballast kann das Einsatzgewicht auf über 38 Tonnen steigen. Der Kraftstofftank fasst 1.952 Liter Diesel (Heilig’s Blechle!!!), ergänzt durch ein 117-Liter-Kühlsystem und bis zu 226 Liter Hydrauliköl. Das ermöglicht lange Arbeitstage ohne Unterbrechung – ein Muss für Großbetriebe und Lohnunternehmer mit engen Zeitfenstern.

Entwicklung und Fertigung in Waterloo

Der John Deere 9RX 830 (sowie alle weiteren, darunter liegenden Leistungsstufen des 9RX) wird zusammen mit der 8er- und 7er-Serie in Waterloo, Iowa, gefertigt – dem traditionsreichsten Standort von John Deere. Hier laufen seit über 100 Jahren Traktoren vom Band, darunter alle Großmodelle der Marke.

Beim Werksbesuch im Sommer 2025 zeigte sich, wie eng Handarbeit und Hightech in der Produktion verschmelzen: Während schwere Gussteile in präzisen Fertigungsstraßen montiert werden, übernehmen Roboter den Feinschliff bei Kabinen und Hydrauliksystemen. John Deere investierte zuletzt massiv in den Standort, um Fertigungstoleranzen weiter zu reduzieren und die Qualität der Komponenten zu erhöhen.

Besonders auffällig ist die hohe Fertigungstiefe – viele Kernbauteile, darunter Motor, Getriebe und Hydrauliksysteme, stammen aus eigener Entwicklung. Davon kann sich die Automobilindustrie mit ihren mehreren Stufen Zulieferkonstrukte eine Scheibe von Abschneiden.

John Deere 9RX auf der Agritechnica 2025 in Hannover

Der John Deere 9RX 830 steht seit heute auch auf der Agritechnica 2025 (9. bis 15. November 2025) in Hannover – der weltweit größten Messe für Landtechnik. Rund 2.800 Aussteller aus über 50 Ländern präsentieren ihre Innovationen. Unter dem Leitthema „Touch Smart Efficiency“ stehen Themen wie Digitalisierung, Automatisierung und Nachhaltigkeit im Mittelpunkt.

Besonderes Augenmerk liegt in diesem Jahr auf dem neuen Digital Farm Center, das Innovationen rund um Robotik, Künstliche Intelligenz und Precision Farming bündelt. John Deere wird dort – neben weiteren Herstellern, wie beispielsweise Claas und Fendt – seine neuesten Technologien zur smarten Maschinenvernetzung vorstellen. Die Agritechnica erwartet in diesem Jahr rund 430.000 Besucher.

Fazit: Kraft trifft Intelligenz

Der John Deere 9RX 830 ist weit mehr als nur der größte Serientraktor der Welt. Er symbolisiert den Wandel der modernen Landwirtschaft: weg vom reinen Leistungsdenken, hin zu einem vernetzten, intelligent gesteuerten Gesamtsystem. Mit 18 Litern Hubraum, über 900 PS, präziser Elektronik und ausgeklügelter Technik vereint der 9RX Kraft, Komfort und Effizienz in einer bisher unerreichten Form. Und wer ihn live erleben möchte, kann das auf der Agritechnica 2025 in Hannover tun – dort, wo Innovationen der Landtechnik auf die Bühne der Welt treten.