Projekt ARES: Pogea Racing züchtet den Abarth 500 auf 404 PS

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In unbekannten unterirdischen Katakomben eines stillgelegten Bahnhofs in der Nähe von Friedrichshafen am Bodensee werden unter dem Codenamen ARES die Kleinsten der Kleinen gehalten. Hinter Gittern, Panzerglas und Schleusen – angekettet. Und das vier Jahre lang. Das schummrige Tageslicht des Gleisvorfeldes erblickten sie erst vor ein paar Tagen. Wer dafür verantwortlich ist? Pogea Racing. Sie verabreichten fünf Versuchsexemplaren des Abarth 500 eine Dosis von 404 PS. Das erste Exemplar ist nun bereit für die Straße und wartet auf eine Ablösesumme von 69.615 Euro.

Abarth 500 mit 404 PS und 445 Nm Drehmoment

Pogea Racing aus Friedrichshafen am Bodensee ist bekannt für seine limitierten Extremumbauten. Ganze vier Jahre dauerte die Entwicklung eines der krassesten Fiat/Abarth 500-Umbauten, von denen wir jemals gehört haben (und die wir hoffentlich auch mal live erleben dürfen).

Galerie: Abarth 500 von Pogea Racing

Abarth 500 von Pogea Racing
Bild 24 von 24

Abarth 500 von Pogea Racing

Die Friedrichshafener machen mit dem Abarth 500 genau das, wo die allermeisten einfach nur den Kopf schütteln. Es ist ja nicht so, als würde ein “normaler” Abarth 500 keinen Spaß machen. Aber 404 PS und 445 Nm Drehmoment an Stelle von 135 PS und 205 Nm beim Basisfahrzeug klingen nach einer Herausforderung. Und das ganze noch auf der Vorderachse.

Die Beschleunigungswerte sind – aufgrund des fehlenden Hinterachs- oder Allradantriebs – auf 4,7 Sekunden von 0 auf 100 Km/h physikalisch begrenzt. Die Höchstgeschwindigkeit liegt aber dafür bei atemberaubenden 288 Km/h. Das ist für einen kleinen Fiat 500 Selbstmord. Und das sagen wir als Leistungs- und Geschwindigkeitsfanatiker. Das Teil ist eine Waffe.

Was man dazu auch sagen muss: zugelassen ist der Abarth 500 von Pogea nur bis zu einer Leistungsstufe von 335 PS. Von 160 PS bis 404 PS kann man jede beliebige Leistungsstufe für seinen Abarth 500 in Auftrag geben. Die umfangreichen Motorarbeiten – ohne Breitbau – belaufen sich auf rund 21.000 Euro.

Breitbau vom Feinsten und mit Carbon

Frontschürze, Heckschürze, und Motorhaube ersetzt Pogea komplett durch Eigenentwicklungen und ergänzt die Sichtcarbon-Karosseriemodifikationen um Spiegelkappen sowie Heck- und Dachspoiler aus dem gleichen Leichtbaumaterial.

Die Kotflügel an Vorder- und Hinterachse sind um 48 Millimeter ausgestellt. Damit haben 322 Millimeter große Sechskolben-Bremssättel inklusive 215/35 18 Zoll Felgen mit Michelin Pilot Sport Bereifung Platz. Damit sich die Räder wohlfühlen, gibt es auch zahlreiche Fahrwerksmodifikationen (die konkrete Liste unten am Beitrag angehängt). So sind ergänzend zum KW Clubsportfahrwerk mit der Möglichkeit zur individuellen Höhen-, Härte-, Zug- und Druckstufenverstellung DNA-Komponenten verbaut, wie beispielsweise Uniball-Domlager sowie Domstreben an Vorder- und Hinterachse. Den Sturz kann man an der Hinterachse manuell verstellen.

Wann fliegt einem die ganze Kiste um die Ohren?

“Wahre PS sind harte Arbeit”. Das wissen wir spätestens seit der gleichnamigen Kolumne, in der es um den großen Aufwand hinter den Kulissen der Leistungssteigerung “X51” für den Porsche 911 geht. Auch wissen wir seit unserem Besuch bei den Aufsteigern RaceChip, das mit Ladedruck und Steuergerätoptimierung einiges geht, aber vieles eben doch nicht. Und vor allem nicht in dieser Größenordnung.

Und wir kennen die Aussagen des leider verstorbenen und hochgeschätzten Uwe Gemballa, der sagte, dass sich seine Kunden nach 8.000 Kilometern eben ein neues Getriebe kaufen und einbauen lassen müssen, wenn sie Spaß haben wollen. Wir merken also: alles endet in einer Philosophie-und Nutzen-Frage.

Aber bei aller Kritik und Skepsis: Pogea Racing hätte nicht vier Jahre lang im stillen Kämmerlein getüftelt, wenn sie einfach den Ladedruck erhöhen und die Party so starten lassen könnten. Da steckt deutlich mehr dahinter, als nur Carbon und Steuergeräte. Der Abarth 500 ist in seiner ursprünglichen technischen Form kaum noch zu erkennen. Es wurden nicht nur sieben verschiedene Turbolader getestet und 12.000 Test-Kilometer absolviert (ok, das kann man jetzt nicht wirklich als Dauertest ansehen, Konzern-Abnahmen laufen insgesamt über mehrere Millionen Kilometer), sondern auch folgende Komponenten ausgetauscht bzw. neu entwickelt oder verbaut.

Motor-Upgrade

  • Schmiedekolben
  • H-Schaft Pleuel
  • Verdichtungsreduzierung auf 8,9:1
  • Vergrößerte Auslassventile
  • CNC Zylinderkopfbearbeitung
  • Verstärkte Ventilfedern
  • Stoßaufladungskrümmer
  • Vergrößerter Abgasturbolader
  • Spezielle Zylinderkopfdichtung
  • Stehbolzen statt Dehnschrauben im Zylinderkopf
  • Verstärkter Motorblock
  • Geänderte Ölwanne
  • Zusatzölkühlung
  • Größere Öl-, und Wasserkanäle zur Kühlung des Motors
  • Rennsport Nockenwellen Einlass und Auslass
  • Erleichterte Kurbelwelle
  • Rennsport Zündkerzen und Zündspulen
  • Geänderte Luftansaugung
  • 70mm Ladeluftsystem mit XXL Center Ladeluftkühler
  • geänderte Aluminium CNC Ansaugbrücke mit vergrößerter Drosselklappe (70 mm statt 52 mm)
  • große Einspritzdüsen (reichen bis 500 PS)
  • verstellbarer Kraftstoffdruckregler
  • Zusatz-Kraftstoffpumpe extern (nicht im Tank)
  • 200 CPI HJS Katalysator mit EWG Zulassung
  • 70 mm Abgassystem mit Klappensteuerung

Änderungen am Getriebe und Antriebsstrang / Fahrwerk:

  • Sondergefertigte Doppelkupplung mit Aluminium Einmassenschwungrad
  • verstärkter 3. und 4. Gang sowie langer 5. Gang
  • Limited Slip Differential
  • Verstärkte Getriebeglocke
  • Zusatz Getriebeölkühlung
  • Schaltwegeverkürzung aus gefrästem Aluminium
  • KW Clubsport Fahrwerk mit Höhen-, Härte-, Zug-, und Druckstufenverstellung
  • Uniball-Domlager zur Verstellung der Neigung und des Spreizwinkels
  • Verstärkte Vorderachse
  • Domstrebe vorne und hinten
  • Achsstreben auf Vorder- und Hinterachse
  • Karosserieverstrebungen auf Vorderwagen
  • Zusatzstabilisator auf Hinterachse
  • Sturzversteller auf der Hinterachse
  • Lagerungen auf Achsen und Motor verstärkt
  • 6 Kolben Bremsanlage auf Alu Monoblock mit
  • 322 mm schwimmenden, zweiteiligen und gelochten Scheiben
  • Stahlflexbremsleitungen vorne und hinten
  • Rennsport Bremsbeläge
  • POGEA RACING XCUT Deep Concave Felgen 8×18 ET27
  • Bereifung 215/35 18 MICHELIN PILOT SPORT
  • 20mm Spurplatten VA / 30mm Spurplatten HA

    Aerodynamik/Karosserie:

    Komplettes Reinkohlefaser Wide Body Kit, 48 mm breiter als Serie Bestehend aus:

  • Motorhaube mit Lufteinlässen (TROFEO L&R), Frontschürze, Kotflügel und Heckschürze, Spiegelkappen – zusätzlich alle Verbreiterungen einschließlich der Seitenwand, Tankeinfüllstutzen F1 und Dachspoiler.
  • Fahrzeug komplett in Glasurit REVENTON GRAU von Lamborghini lackiert.
  • Seitenwand hinten ausgeschnitten, Freigängigkeit für ET-3 ist gewährleistet
  • 2017 Facelift Heckleuchten mit DUO LED Technologie
  • LED Seitenblinker
  • XENON Hauptscheinwerfer
  • Gewicht 977kg, V ollgetankt ohne Fahrer

    Interieur und Elektronik:

  • Pogea Sportster CS (Halbschalensitze) mit Sitzheizung und Seitenairbags
  • Alle Plastikteile mit Leder oder Alcantara bezogen
  • Leder und Farben stammen von Porsche, Audi und Lamborghini
  • Pioneer Doppel-DIN Headunit mit Apple Car Play
  • Ground Zero Plug-in Subwoofer auf Fahrer und Beifahrerseite
  • Alpine Rückfahrkamera mit Umgebungsüberwachung
  • Bluetooth Freisprecheinrichtung
  • 2017er Kombiinstrument mit TFT Bildschirm

Pogea Racing spricht über einen externen Versicherer ein ganzes Jahr eine Garantie auf Motor und Antriebskomponenten zu.

Benjamin Brodbeck

Benjamin Brodbeck ist 33 Jahre alt und studierte Automobilwirtschaft bei Prof. Dr. Diez. Danach wechselte er an die Universität Wien, wo er Publizistik- und Kommunikationswissenschaften studierte und mit dem akademischen Grad 'Magister der Philosophie' abschloss. Neben seiner Tätigkeit als Jazz-Pianist bringt er seine Leidenschaft für und sein Wissen von Automobilen in Form und Sprache als Publizist bei AUTOmativ.de sowie zahlreichen weiteren Plattformen und Unternehmen zum Ausdruck.

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