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Warum der Porsche 993 Turbo „Project Gold“ keine Straßenzulassung bekommen kann

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In Zeiten der Elektromobilitäts-Welle – selbst auf dem konservativen Concours d’Élegance in Pebble Beach – ist es erfrischend, von genau diesen Derivaten zu berichten. Porsche Classic hat nämlich eine alte Karosserie eines 993 Turbo (der letzte Luftgekühlte) genommen und unter Verwendung von Originalteilen einen neuen, alten Porsche 993 Turbo aufgebaut. Die Besonderheit: er orientiert sich am neuesten, exklusivsten und stärksten 911 Turbo aller Zeiten: dem Porsche 911 Turbo S Exclusive Series. Warum die Augenweide Porsche 993 Turbo – firmierend unter dem Code „Project Gold“ – aber leider keine Straßenzulassung bekommen kann, erfahren Sie hier.

Karosserie gefunden, neue Legende aufgebaut

Gut, wenn man Porsche ist. Diese Aussage gilt allgemein fast immer, doch Bezug nehmend zu „wir haben eine Karosserie eines alten Porsche 911 des Typs 993 gefunden und einen neuen 911 Turbo aufgebaut“ katapultiert dieser Satz uns Porsche-Freaks in den siebten Himmel. Und wir wissen einfach nur von einem Bruchteil von dem, was in den Archiven und Katakomben der Stuttgarter Sportwagenschmiede noch so herumliegt. Das Leben ist also doch ein Ponyhof. Zumindest manchmal. Wenn man bei Porsche ist.

Ok, jetzt bringen wir unseren Puls mal wieder nach unten und denken an unser alltägliches Leben. Nein, wir sind nicht bei Porsche. Und nein, wir können nicht jeden Tag einfach Legenden zusammenbauen. Das Leben braucht uns anderweitig – morgen ist Montag.

Da mit dem letzten Satz die Stimmung ganz unten ist, fühlen wir mit dem Käufer, der den exklusiven Porsche 993 Turbo am 27. Oktober bei der Rennsport Reunion in Laguna Seca ersteigern wird. Denn er kann das Auto höchstwahrscheinlich niemals legal auf öffentlichen Straßen bewegen.

Porsche 993 Turbo in exklusiver Lackierung

Doch kurz zum eigentlichen Fahrzeug. Optisch und inhaltlich sollte der exklusive 993 Turbo Parallelen zum zuletzt vorgestellten 911 991 Turbo S Exclusive Series aufweisen. Heißt zum Beispiel, dass die selbe Lackierung verwendet werden sollte: Gold. Und so tragen auch die schwarzen Räder Designlinien in diesem Goldgelb. Die Sitze und das Interieur sind in schwarz mit goldgelbfarbenen Applikationen ausgeführt.

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Die Karosserie verfügt über die charakteristischen seitlichen Lufteinlässe des Typs 993 Turbo S, die 1998 auch als Option für den 911 Turbo verfügbar waren. 450 PS hat der Klassiker – genau die selbe Leistung, wie die höchste Ausbaustufe des 3,6 Liter großen Biturbos des Turbo S vor 20 Jahren. 335 Exemplare wurden übrigens vom 993 Turbo S verkauft.

6.500 Originalteile vorhanden

Der neue Porsche 993 Turbo baut auf einer noch vorhandenen Original-Rohkarosserie des Typs 993 auf. Noch beeindruckender ist, dass in den anderthalb Jahren Bauzeit des Einzelstücks auf rund 6.500 Originalteile zurückgegriffen werden konnte. Porsche Classic bietet tatsächlich so viele Teile für den 993 an.

Die Karosserie ist nach den Standards der heutigen Fahrzeuge aufgebaut. Das macht das gesamte Auto natürlich nochmal besser als all seine Originale. In der Restaurierungswerkstatt von Porsche in Freiberg entstand anschließend das Sammlerstück. Die per Hand eingeschlagene Fahrgestellnummer folgt auf die des Elfers, der 1998 als letztes Serienmodell des Typs 993 Turbo vom Band lief.

Entsprungen ist die Idee für die Gestaltung des 993 Turbo vom 991 Turbo S Exclusive Series:

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Obwohl er neu ist, ist er zu alt

Und trotzdem ist der neue Porsche 993 Turbo (S) zu alt für die von den Regierungen und Behörden vorgeschriebenen Emissions- und Sicherheitsbestimmungen. Denn das Auto ist kein restaurierter 993 aus den 1990ern, sondern ein 2018er Modelljahr.

Klar ist auch, dass man hier nicht tricksen kann. In diesem Fall ist es eben nicht gut, wenn man der große Porsche ist, der alles offiziell machen muss. Sonst hätte man sagen können, dass man das Fahrzeug restauriert hätte – schließlich war die Originalkarosserie vorhanden. Aber dann wäre die kommunizierte Story nicht so eindrucksvoll gewesen.

So, und als 2018er Fahrzeug müssen bestimmte Regulatorien – ganz gleich ob in USA oder in Europa – erfüllt werden. Diese Regulatorien betreffen hauptsächlich die Lautstärke und den Ausstoß. Mit einem luftgekühlten Motor mit einer Ausstattung aus den 90ern bekommt man eine Zulassung einfach niemals hin. Deswegen kann dieses Auto – zumindest nicht in Europa oder in den USA – offiziell auf der Straße gefahren werden. Es sei denn, man bekäme irgendwann irgendwo eine Sondergenehmigung. Aber wir wissen ja, wie emotionslose Bürokraten denken: „rules are rules, bitches.“

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