Fahrbericht Jeep Renegade: Das Auto

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Das Auto? Das war doch der Spruch von Volkswagen! Diese Überschrift wählen wir trotzdem – bewusst. Denn immer wenn der Jeep Renegade vor unserem Bürofenster auf der Straße stand und uns seine Seite zuneigte, erinnerten wir uns an unsere Kleinkind-Ära zurück und daran, wie wir damals mit Bleistift unsere ersten Autos gemalt haben. Genau so. Senkrechte Front mit runden Scheinwerfern, waagrechte Motorhaube, stark angewinkelte Frontscheibe und – dem Schuhkarton-Prinzip folgend – eine senkrechte Heckpartie – fertig. In dieser kindlichen Erinnerung verweilend, arbeiteten wir uns mit dem Jeep Renegade Limited 2.0 Multijet AWD mit 140 PS von Frankfurt nach Stuttgart, von Stuttgart nach Genf, von Genf nach Wien und wieder zurück. Hier ist nun unsere Meinung zu dem robusten Klein-SUV.

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Fahrbericht Jeep Renegade Limited
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Fahrbericht Jeep Renegade Limited

Der Jeep Renegade ist ein Typ mit Charakter

Seine Plattform teilt er sich mit dem Fiat 500X, den wir ein paar Tage zuvor getestet hatten. Die beiden laufen im italienischen Melfi sogar hintereinander vom Band.

Doch sie sehen komplett verschieden aus, verfolgen ganz andere Zielgruppen. Während der eine den lieben und braven spielt, zeigt der Renegade Kante und inszeniert sich dadurch als absoluten Charakter-Typen. Und auch wenn man es aufgrund der vielen Gleichteile nicht glauben will: der Jeep Renegade ist ein echter Jeep, der Fiat 500X ein Fiat mit leichten Identitätsproblemen.

Nicht nur die Optik mit dem markanten Kühlergrill mit den – traditionsgemäß – sieben senkrechten Streben und den kugelrunden Scheinwerfern gibt dem Jeep seine Identität – auch das Interieur trägt dazu bei: bequeme Ledersitze, ein feines Interieurdesign mit groben, aber zum Gesamtkonzept und -Stil passenden Knöpfen, Schaltern und Anzeigen rund um das Armaturenbrett, das zentrale und in einen Kunststoffrahmen eingepackte Multimedia-System mit Navigation mit darüber liegenden, fast wie aufgesetzt wirkenden Lüftungsdüsen, die Nähe zur Frontscheibe, die Sitzposition und -höhe, der großzügige Fond-Bereich sowie die relativ lange Motorhaube, die man die ganze Zeit im Blickfeld hat und so endlich mal sieht, wo das Auto vorne endet.

Jeep Renegade Limited im Test von AUTOmativ Wien Genf Stuttgart 94 - Fahrbericht Jeep Renegade: Das Auto

Jeep Renegade Limited im Test von AUTOmativ Wien Genf Stuttgart 93 - Fahrbericht Jeep Renegade: Das Auto
Grob, aber mit Charakter – das Interieur des Jeep Renegade

Der zweitstärkste Dieselmotor ist ebenso kantig und rau

In unserer Testphase hatten wir teilweise unter 0 Grad Celsius. Ein Kaltstart in dieser Größenordnung stößt bei dem italienischen Aggregat nicht gerade auf die allergrößte Zustimmung – von Begeisterung ganz zu schweigen. Und seinem Unbehagen macht er Luft: er nagelt und knurrt was das Zeug hält – auch gibt er anfangs nicht die volle Leistung an die hervorragend schaltende Neungang-Automatik weiter.

Das ist tatsächlich nicht unangenehm; vielmehr erwischt man sich beim rücksichtsvollen und nachsichtigen Tätscheln des Armaturenträgers; weil eben dieses Knurren einfach zum Naturell des kleinen Jeep gehört.

Jeep Renegade ist kein Verbrauchs-König, aber akzeptabel

Wir haben über den gesamten Zeitraum unserer Testfahrt von rund 2.900 Kilometern einen Schnitt von 8,3 Litern/100 Kilometer herausgefahren. Dabei waren wir die meiste Zeit auf Autobahnen unterwegs, in Deutschland durchaus sehr flott. Das ist zwar nicht weltrekord-verdächtig, aber für einen italienischen Dieselmotor und für das – aerodynamisch gesehen – fahrende Scheunentor für uns tatsächlich zufriedenstellend.

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Kein Verbrauchs-Ass, aber 8,3 Liter sind durchaus akzeptabel. Und angesichts der Koffer-Aerodynamik, der Nutzung hauptsächlich auf der Autobahn und des Gewichts von 1,5 Tonnen ein ansehnlicher Verbrauch

Autobahn ist mit dem Jeep Renegade sehr angenehm

Übrigens ist die Autobahn ein Revier, in dem sich der Renegade – entgegen unserer Erwartungen – vollkommen wohl fühlt. Mit einem äußerst stabilen Geradeauslauf (auch mit deaktiviertem Spurhalte-Assistenten) absolviert der Italo-Ami längere Autobahnfahrten vollkommen entspannt.

Das Spurhalte-System ist so ausgelegt, dass es beim drohenden Überschreiten der Spur sofort zurücklenkt und – damit man nicht von rechter Linie zu linker Linie immer hin- und hergepongt wird – das Fahrzeug wieder entsprechend ausrichtet. Das ist sehr angenehm. Einziger Haken ist hierbei das Rechtswesen, wonach man nicht länger als sieben Sekunden die Hände vom Steuer lassen darf. Selbst wenn man die Hände am Lenkrad hält und sie ganz ruhig hält, erkennt das System nicht, dass man die Hände am Steuer hat und lässt einen absolut erschreckend lauten Piepton aufkommen. Das passiert häufiger, als man denkt.

140 PS und 350 Nm Drehmoment für 31.600 Euro reichen völlig aus

Obwohl: ein paar mehr-PS wären doch ganz schön. Und das geht auch ohne Chiptuning, denn die Top-Motorisierung dieselseitig liegt bei 170 PS. Kunden müssen dafür allerdings auch 34.000 Euro auf den Tisch legen. Dafür hat man dann keinen Limited mehr, sondern die absolute Top-Ausstattungsstufe mit Namen Trailhawk. Das birgt den Vorteil, dass Features, die beim Limited optional sind, beim Trailhawk serienmäßig mit an Bord kommen.

Der Motor ist durchzugsstark und schafft eine angenehme Vertrauensbasis bei Überholvorgängen ohne jeden Überholvorgang im US-amerikanischen “Angsthase”-Spiel ausarten zu lassen.

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Mit dem Jeep Renegade Limited 4×4 kann man auch richtig Offroad gehen: eine andere Untersetzung, Bergabfahrhilfe und verschiedene Modi für den Fahruntergrund sprechen Bände

Richtiger Offroader mit Untersetzung

Der Jeep Renegade verfügt optional über Allradantrieb (Trailhawk und verschiedene Versionen Limited Serie) sowie über Jeep Active Drive und Active Drive Low. Ersteres ist ein vollautomatisches Allradsystem mit einstufigem Transfergetriebe ohne Geländeuntersetzung. Das System schaltet automatisch in den Allradbetrieb, wenn es notwendig ist. Ansonsten bleibt es beim Vorderradantrieb. Eine vollständige Aktivierung des Allradantriebes ist mit dem Button “4WD-Lock” möglich.

Das sogenannte Active Drive Low-System bietet darüber hinaus ein Untersetzungsverhältnis von 20:1, das über den Schalter „4WD LOW“ angewählt werden kann. Zusätzlich ist ein Bergabfahrassistent verbaut, der bei steilem Gefälle eine kontrollierte Bergabfahrt ohne Bremseingriff des Fahrers ermöglicht.

Der Markt ist hart umkämpft

Die Konkurrenz schläft nicht – und ganz besonders in diesem Segment der kleinen SUV nicht. Denn hier herrscht rasantes Wachstum; Konkurrenten, wie beispielsweise Skoda Yeti, Opel Mokka, Peugeot 2008 oder Renault Captur sind allesamt nicht zu unterschätzen.

Unser Testwagen hatte einen Preis von 38.330 Euro. Mit an Bord waren Ledersitze (braucht man nicht unbedingt, 990,- Euro), Das große Schiebedach (1.290,- Euro, lohnt sich auf jeden Fall!!!), ein Style Paket (590,- Euro), Zweifarb-Lackierung mit Dach in Kontrastfarbe (890,- Euro), ein Sicht-Paket sowie das große Navigationssystem inklusive Beats-Lautsprecheranlage (1.690,- Euro).

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Beats Audio mit 8 Lautsprechern, einem Subwoofer und insgesamt 506 Watt Musikleistung ist für den Renegade auch erhältlich. Klingt ordentlich, wenn auch nicht vergleichbar mit Bose.

Fazit zum Jeep Renegade

Selten haben wir uns in und mit einem Auto dieser Klasse so wohlgefühlt, wie in und mit dem Jeep Renegade. Ja, er ist nicht ganz preisgünstig wenn man Allradantrieb und einen ordentlichen Motor haben möchte. Doch wir haben gezeigt, dass er nicht nur gut aussieht, sondern auch flexibel einsetzbar ist und sich ebenso gut fährt. Das Panorama-Glas-Schiebedach verleiht dem Interieur zudem noch das notwendige Raumgefühl zum Wohlfühlen auf langen Reisen.

Benjamin Brodbeck

Benjamin Brodbeck ist 33 Jahre alt und studierte Automobilwirtschaft bei Prof. Dr. Diez. Danach wechselte er an die Universität Wien, wo er Publizistik- und Kommunikationswissenschaften studierte und mit dem akademischen Grad 'Magister der Philosophie' abschloss. Neben seiner Tätigkeit als Jazz-Pianist bringt er seine Leidenschaft für und sein Wissen von Automobilen in Form und Sprache als Publizist bei AUTOmativ.de sowie zahlreichen weiteren Plattformen und Unternehmen zum Ausdruck.

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One thought on “Fahrbericht Jeep Renegade: Das Auto

  • 19. November 2022 um 18:27 Uhr
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    hallo guten nachmittag,
    ich habe einen renegade, aberleider ist mir niemand imstande meine instrumentafel genau zu erklären und wie man die genau handhabt, vll. kann ich durch ihre info etwas gescheiter werden, wäre ihnen sehr dankbar. ihr
    tavernini Karl

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