Prognose: Wie beeinflussen selbstfahrende Autos die Verkehrsstatistiken?

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Selbstfahrende Autos – auch autonom fahrende Autos genannt – fahren zum Teil oder fast vollkommen automatisiert. Dem Fahrer wird die Führung des Fahrzeugs also teilweise oder fast komplett abgenommen. Die Systeme im Fahrzeug basieren auf Algorithmen und Künstlicher Intelligenz (KI). Speziell die KI gilt als Technologie der Zukunft, die vieles einfacher und sicherer machen soll. Umfragen und Studien zeigen, dass im Kontext mit selbstfahrenden Autos die Verkehrssicherheit der Knackpunkt ist. 

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Bei autonom fahrenden Autos achten Befragte vor allem auf Sicherheitsaspekte – und sind skeptisch.

Senkung der Unfallzahlen?

Verkehrssicherheit ist ein Thema, mit dem die Pioniere autonom fahrender Fahrzeuge werben. Zwar wird der Straßenverkehr und insbesondere PKW immer sichererer, doch der Risikofaktor menschlicher Fehler besteht weiterhin. Somit ist eine weiter steigende Verkehrssicherheit ein gutes Argument für den Umstieg auf selbstfahrende Autos.

Momentan wird in den Bundesländern vieles über Aufklärung versucht: In Baden-Württemberg beispielsweise startete die Kampagne Vorsicht.Rücksicht.Umsicht am 5. August 2020. Ein gewisser Humor lässt sich bei der Kampagne nicht leugnen, denn es werden Schilder verteilt aufgestellt, die die Autofahrer indirekt auf die Gefahren hinweisen. Anstatt „Achtung, Wildwechsel!“ steht auf den Schildern z. B. „Wildwechsel verboten!“ Ein andermal wird der Sonne das Scheinen und den Wolken das Regnen verboten.

Die wichtigsten Entwicklungen der Verkehrssituation in Baden Wuerttemberg 750x450 - Prognose: Wie beeinflussen selbstfahrende Autos die Verkehrsstatistiken?
Dieses und ähnliche Schilder sollen auf eine erhöhte Beachtung der Verkehrsregeln aufmerksam machen. Foto: Verkehrsministerium Baden-Württemberg

Amüsant zweifellos, aber wie soll man die Autofahrer denn sonst sensibilisieren? Kleinste Regeln, die zur Sicherheit beitragen, werden häufig schon wenige Wochen nach dem Erhalt des Führerscheins verworfen und missachtet. Scheinbar hat niemand Lust, innerhalb geschlossener Ortschaften „nur“ 50 km/h zu fahren… Abgesehen von diesen „kleinen Verstößen“ gegen die Vorschriften muss festgehalten werden, dass der Mensch fehleranfällig ist, weil er eben nur ein Mensch und keine Maschine ist. Diese Fehler ereignen sich infolge von…

  • Wahrnehmungseinschränkungen durch ablenkende oder hindernde Faktoren;
  • falschen Einschätzungen des Verhaltens anderer Verkehrsteilnehmer und der Geschwindigkeitsverhältnisse;
  • zu schnellem, ungeduldigem oder aggressivem Fahrverhalten;
  • Mängeln bei der Fahrzeugkontrolle;
  • nicht vorhandener Fahrtüchtigkeit durch eingenommene Substanzen.

Ist eine Maschine bei all diesen Punkten besser? Falls ja, ist das autonome Fahren ein Schlüssel zur Steigerung der Sicherheit. Eine Maschine wird sich nicht ablenken lassen und bei einschränkenden Faktoren auf andere Ressourcen zugreifen können, um die Situation zu erkennen. Jegliche emotionale Regung, die die Gefahr steigert, entfällt. Zu mangelnder Fahrtüchtigkeit kann es nicht kommen. Mängel bei der Fahrzeugkontrolle? Durch selbstwartende Systeme ist auch dies kein Problem.

Problempunkt: Vorlieben des Fahrers

Problematischer ist es mit dem zweiten Punkt aus der Aufzählung: Laut einer Studie des Insurance Institute for Highway Safety (IIHS) aus den USA können selbstfahrende Autos in der Einschätzung des Verhaltens anderer Verkehrsteilnehmer und der Geschwindigkeitsverhältnisse ebenfalls versagen. Die entscheidende Frage dafür, ob ein autonom fahrendes Auto über die Steigerung der Verkehrssicherheit die Unfallzahlen senken kann, ist: Wie sehr folgt es den Vorlieben des Fahrers?

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Ein System, das die Vorlieben des Fahrers ignoriert, gibt es nicht. Mehrere potenzielle Ursachen für Unfälle bleiben also auch bei selbstfahrenden Autos bestehen.

Wie bereits erwähnt, missachtet der menschliche Fahrer hinterm Steuer die ein oder andere Regel. Er wählt meist ein höheres Tempo als auf den Straßen vorgeschrieben. Hier und da wird der Sicherheitsabstand nicht ganz eingehalten. Außerdem müssen Ausweichmanöver stattfinden, die einen Unfall verhindern sollen, aber durch falsches Ausweichen zu einem Unfall führen können. All das sind Situationen, die sich teilweise nach den Vorlieben des Fahrers (siehe: hohe Geschwindigkeit) richten, teilweise aber nicht zu beeinflussen sind (siehe: Ausweichmanöver).

Die größte Sicherheit ist dann zu erreichen, wenn die Person hinterm Steuer die Kontrolle über die Geschwindigkeit und den Abstand voll an das System abgibt. Dann gehen Geschwindigkeit und individuelles Fahrvergnügen zwar verloren, aber die Sicherheit nimmt zu. Einen Einblick in die verschiedenen Ausmaße des automatisierten Fahrens liefern die Level 0 bis 5. Den Spagat zwischen Vorlieben des Fahrers und Sicherheitsaspekten zu meistern, ist demnach eine Kunst. Wenn dies gelingt, dann können Unfallrisiken durch selbstfahrende Autos zu mehr als 90 % gesenkt werden.

Wie steht es aktuell um die Sicherheit?

In Interviews mit Personen treten Sicherheitsbedenken als ein wesentliches Ausschlusskriterium hinsichtlich des Vertrauens in autonome Fahrzeuge zum Vorschein. Die Global-Automotive-Consumer-Studie von Deloitte zeigt, dass die Skepsis gegenüber der neuen Technik bei den Befragten deutschen Bürgern steigt, sich auf der anderen Seite aber auch 47 % der Befragten durch nachgewiesene Sicherheitsvorteile vom autonomen Fahren überzeugen lassen würden.

Statistiken aus Kalifornien belegen, dass die Unfallzahlen mit Beteiligung selbstfahrender Autos zwar steigen, aber dies einerseits auf den Anstieg der Anzahl selbstfahrender Autos und andererseits auf die menschlichen Fahrer zurückzuführen ist. So seien 72 % der seit 2016 registrierten Kollisionen mit Beteiligung autonom fahrender Fahrzeuge auf Auffahrfehler des nachfolgenden Verkehrs zurückzuführen. Ein Problem ist also, wie es auch der ADAC feststellt, der Mischverkehr in diesen und den folgenden Jahren: Durch die Mischung autonom fahrender Autos mit durch Autofahrer gesteuerten Fahrzeugen sei die Steigerung der Sicherheit erschwert, weil die Maschinen die Verkehrssituationen nur schwer einschätzen könnten.

Sobald es nur noch autonom fahrende Autos gibt, können sich die Systeme besser ergänzen und Fehler werden mutmaßlich sinken; somit wird auch die Unfallstatistik positiv beeinflusst.

Umwelt: Statistiken stellen eine Reduzierung der Treibhausgasemissionen in Aussicht

Um nochmals am Beispiel von Baden-Württemberg anzusetzen: Teil der Optimierung der Verkehrssituation ist auch die Stärkung der E-Mobilität. Weil der Großteil der autonom fahrenden Autos zugleich E-Autos sind, würde die Reduzierung der Treibhausgasemissionen die Verkehrsstatistiken im Hinblick auf die Umwelt verbessern.

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Ob E-Auto oder mit einem Verbrennungsmotor: Die Umwelt kann profitieren, wenn der Privatbesitz von Fahrzeugen reduziert wird.

Aber auch für nicht-elektrische Autos ergeben sich Möglichkeiten, durch autonomes Fahren die Treibhausgasemissionen zu senken:

  • flüssigerer Verkehr, weniger Bremsung und Beschleunigung und bessere Routenplanungen können bei LKWs für eine Kraftstoffersparnis von 17 % gegenüber nicht automatisierten Fahrzeugen sorgen
  • Ridesharing: Mobilität wird zur Dienstleistung, weil Fahrzeuge automatisiert von Tür zu Tür die Leute abholen und den Privatbesitz von Fahrzeugen überflüssig machen
  • digitale Kreuzungsmanager, die frühzeitig und auf mehrere Kilometer Distanz mit den autonom fahrenden Fahrzeugen kommunizieren, um Daten zu empfangen und allen Verkehrsteilnehmern eine möglichst schnelle Weiterfahrt an der Kreuzung zu ermöglichen

Ob Sicherheit, Umwelt oder Komfort: In allen Kriterien ist für eine erfolgreiche Durchsetzung des autonomen Fahrens Offenheit von Autofahrern notwendig; Offenheit, mit dem Wandel zu gehen.

Benjamin Brodbeck

Benjamin Brodbeck ist 33 Jahre alt und studierte Automobilwirtschaft bei Prof. Dr. Diez. Danach wechselte er an die Universität Wien, wo er Publizistik- und Kommunikationswissenschaften studierte und mit dem akademischen Grad 'Magister der Philosophie' abschloss. Neben seiner Tätigkeit als Jazz-Pianist bringt er seine Leidenschaft für und sein Wissen von Automobilen in Form und Sprache als Publizist bei AUTOmativ.de sowie zahlreichen weiteren Plattformen und Unternehmen zum Ausdruck.

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