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Tesla 2025: Wie Macht, Märkte und Musk den E-Auto-Giganten ins Wanken bringen

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Tesla ist eines der wertvollsten Unternehmen der Welt. Kaum ein anderer Konzern hat die Autoindustrie in den vergangenen zwei Jahrzehnten so stark verändert. Mit innovativer Batterietechnologie, radikaler Softwareorientierung und einer klaren Vision von nachhaltiger Mobilität revolutionierte Tesla den Markt. Doch 2025 steckt das Unternehmen offenbar in einer Krise: Absatzrückgänge, Managementprobleme und ein zunehmend unberechenbarer CEO Elon Musk gefährden den Mythos der Marke.

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Der Anfang: Ein Masterplan und eine Vision

Die Geschichte von Tesla beginnt 2003 – mit einer Idee, die damals kaum jemand ernst nahm. Elektrische Autos für die breite Masse. Der ursprüngliche Gründer Martin Eberhard will mit Tesla Motors beweisen, dass Elektromobilität nicht nur möglich, sondern zukunftsfähig ist.

Elon Musk, der sich 2004 als Investor einkauft, hat eine noch größere Vision: Nichts weniger als die komplette Transformation der Autoindustrie. In seinem legendären „Secret Tesla Motors Masterplan“ von 2006 beschreibt Musk vier simple Schritte: einen teuren Sportwagen bauen, die Gewinne in ein günstigeres Modell investieren, anschließend ein Massenauto entwickeln – und damit den Übergang zu nachhaltiger Mobilität beschleunigen. Der Plan wirkt einfach, wird aber revolutionär.

Der Roadster: Teslas erster Meilenstein, der zweite folgt direkt

2008 bringt Tesla den Roadster auf den Markt – das erste Elektroauto mit mehr als 350 Kilometern Reichweite. Möglich wird das durch den Einsatz von Lithium-Ionen-Zellen, die bis dahin vor allem in Laptops verwendet wurden.

Der Roadster ist schnell, elegant und emissionsfrei. Prominente Käufer wie George Clooney oder Arnold Schwarzenegger machen ihn zum Symbol des grünen Luxus. Doch hinter dem Erfolg steckt ein steiniger Weg. Die Entwicklungskosten explodieren, Tesla verbrennt Millionen. Musk übernimmt schließlich den CEO-Posten und rettet das Unternehmen mit letzter Kraft vor der Insolvenz.

Die Finanzkrise 2008 trifft Tesla zusätzlich hart – doch der Wille, das Projekt durchzuziehen, ist stärker. Der Durchbruch mit dem Model S 2012 folgt. Eine vollelektrische Luxuslimousine mit bis zu 500 Kilometern Reichweite – und dem Anspruch, die besten Verbrenner der Welt zu schlagen. Das gelingt in großen Teilen – bis auf Probleme mit Qualität und der angegebenen Reichweite der Fahrzeuge.

Daimler investiert in Tesla

Dennoch wird das Model S für einige zum Symbol für Fortschritt, Innovation und Statusbewusstsein. Gleichzeitig gelingt Tesla etwas, woran viele Start-ups scheitern: die Skalierung. Staatliche Kredite in Höhe von 465 Millionen US-Dollar und Investitionen von Daimler und Toyota sichern das Überleben. Später wird es Daimler bitte bereuen, die Anteile ein paar Jahre später wieder verkauft zu haben.

2010 geht Tesla an die Börse – der erste US-Autobauer seit Ford im Jahr 1956. Der Börsengang wird zum Riesenerfolg. Tesla ist plötzlich 2,2 Milliarden Dollar wert. Doch Musk bleibt risikofreudig. Er investiert aggressiv in Forschung, Entwicklung und Produktion. Die Margen bleiben dünn, der Druck wächst. Trotzdem wird Tesla zum Vorreiter einer neuen Industrie – und zwingt etablierte Hersteller wie VW, BMW oder Mercedes, ihre E-Strategien radikal zu überdenken.

Model 3 und die Revolution der Massenmobilität

Mit dem Model 3 will Musk 2017 sein Versprechen einlösen: ein Elektroauto für die breite Masse. Über 400.000 Menschen reservieren das Fahrzeug, bevor überhaupt die Produktion läuft. Doch die „Produktionshölle“ beginnt. Lieferverzögerungen, erneute Qualitätsprobleme und organisatorische Chaosphasen bringen Tesla an den Rand der Pleite.

Trotzdem gelingt die Wende: Ab 2018 läuft die Produktion stabil, Tesla schreibt erstmals schwarze Zahlen – auch wenn ein Großteil des Geschäftes auf den Emissions-Zertifikatehandel entfallen. Das Model 3 wird fast weltweit zum Erfolg für Tesla und ebnet den Weg zur Massenproduktion von Elektroautos.

Viele sagen, dass genau dies der Moment war, in dem Tesla endgültig zu einem Global Player wird.

Vom Autobauer zum Tech-Konzern

Musk versteht Tesla nicht als klassischen Hersteller, sondern als Technologieunternehmen. Die Software-Updates „over the air“, das autonome Fahren und die Integration von künstlicher Intelligenz setzen neue Standards. Tesla wird weniger als Automarke, sondern als Zukunftsversprechen gehandelt.

Das spiegelt sich in der Börsenbewertung wider: 2020 steigt Teslas Marktkapitalisierung auf über eine Billion Dollar – mehr als Toyota, Volkswagen, Mercedes, BMW und Ford zusammen. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) liegt zeitweise über 1.000 – ein Wert, der selbst Tech-Giganten wie Apple oder Google alt aussehen lässt.

Analysten warnen vor einer Blase, doch die Euphorie hält an. Der Erfolg basiert zunehmend auf Erwartungen, nicht auf realen Gewinnen.

Der Mann hinter der Marke: Elon Musk

Elon Musk wird zur zentralen Figur der Marke Tesla. Seine Vision, sein Führungsstil, seine Social-Media-Präsenz – alles trägt zum Mythos bei. Doch mit wachsender Macht wächst auch die Kritik. Immer häufiger sorgen seine Tweets für Kurseinbrüche. 2020 vernichtet ein einziger Tweet („Tesla stock price is too high imo“) über 14 Milliarden Dollar Börsenwert – an einem Tag.

Trotzdem bleibt der Kult um Musk bestehen. Er ist Visionär, Unternehmer, Rebell – und Polarisierer. Tesla selbst verzichtet längst auf klassische PR-Arbeit; Musks Twitter-Account ersetzt die Kommunikationsabteilung. Doch was jahrelang als genialer Marketingtrick galt, wird zunehmend zum Risiko.

Die Schattenseiten des Erfolgs

Hinter der glanzvollen Fassade zeigt sich ein anderes Bild. Medienberichte über hohe Verletzungsraten in Teslas Fabriken, schlechte Arbeitsbedingungen und willkürliche Managemententscheidungen häufen sich. Gewerkschaften werden blockiert, Sicherheitsstandards vernachlässigt. Dennoch hält der Aktienkurs – getrieben von der Hoffnung, Tesla werde die Welt verändern.

Auch bei den versprochenen Innovationen zeigt sich Ernüchterung. Das vollautonome Fahren, seit Jahren angekündigt, bleibt ein Experimentierfeld. Kunden, die 15.000 Dollar für die Funktion „Full Self-Driving“ bezahlt haben, warten weiterhin auf echte Autonomie. Immer wieder gerät Tesla wegen überzogener Werbeaussagen in die Kritik.

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Ein privater Tesla Cybertruck auf einem Parkplatz in den USA.

Die Konkurrenz holt auf

Während Tesla sich auf Software und Energieeffizienz konzentriert, holen andere Hersteller technologisch auf – und überholen in manchen Bereichen. Porsche, Audi und BYD setzen auf 800-Volt-Systeme mit deutlich kürzeren Ladezeiten. Mercedes, Hyundai und Lucid punkten bei Reichweite und Qualität.

Besonders der chinesische Hersteller BYD entwickelt sich zum ernsthaften Rivalen und überholt Tesla 2024 beim globalen Absatz. Auch wenn man das in Relation setzen muss, denn die Absatzzahlen von BYD sind durch staatliche Subventionen massiv unterstützt.

Jedoch kommt eine Gefahr für Elon Musk mit großen Schritten immer näher: Teslas Modellpalette wirkt zunehmend veraltet. Seit dem Model Y im Jahr 2020 kam kein neues Volumenmodell auf den Markt. Der Cybertruck, einst als Symbol technischer Dominanz präsentiert, polarisierte stark und blieb hinter den Erwartungen zurück. Viele sehen in Tesla 2025 keinen Pionier mehr, sondern einen Hersteller, der seiner eigenen Größe hinterherläuft.

Musk zwischen Politik und Macht

Parallel zur geschäftlichen Entwicklung verändert sich Musks öffentliche Rolle. Aus dem Tech-Visionär wird ein politischer Akteur. Nach der Übernahme von Twitter (heute X) äußert sich Musk zunehmend zu gesellschaftlichen und politischen Themen, oft kontrovers. 2024 unterstützt er offen den Präsidentschaftskandidaten Donald Trump und tritt bei Wahlkampfveranstaltungen auf.

Zweifelsohne schaden seine Nähe zur Politik sowie seine Polarisierung Teslas Image – besonders in Europa und Kalifornien, wo viele Kunden ein liberales, nachhaltiges Weltbild vertreten. Absatzprobleme und Rabattschlachten sind die Folge. Investoren kritisieren, Musk habe den Fokus auf Tesla verloren. Selbst Mitglieder des Aufsichtsrats verkaufen große Aktienpakete – darunter auch Musks Bruder Kimbal.

Der Absturz Anfang 2025 – und die rasche Erholung

Nach einem neuen Allzeithoch Ende 2024 verliert Tesla innerhalb weniger Monate rund 600 Milliarden Dollar an Marktwert – fast die Hälfte seiner Bewertung. Analysten machen Musks erratische Kommunikation, politische Eskapaden und die schwache Modellpalette verantwortlich. Die Financial Times berichtet, der Aufsichtsrat erwäge einen Führungswechsel – offiziell dementiert. Gleichzeitig verschärft die US-Regierung 2025 die Rahmenbedingungen: Steuervergünstigungen für E-Autos werden gestrichen, Strafzahlungen für CO₂-intensive Hersteller fallen weg.

Tesla befindet sich auch aktuell – Ende 2025 – weiterhin in einer herausfordernden Phase, es geht aber wieder aufwärts: Der Konzern meldete einen Gesamtumsatz von 28,10 Mrd. US‑Dollar, ein Anstieg von rund 12 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Fahrzeugauslieferungen erreichten mit 497.099 Einheiten einen Rekordwert (+7 Prozent). Das deutet auf eine starke Nachfrage – unter anderem durch nachgezogene Käufe vor dem Auslaufen der US-Steuervergünstigungen – hin.

Gleichzeitig stiegen die Energie-Speicherdeployments massiv: Tesla brachte 12,5 GWh neuer Kapazität unter – ein Plus von 81 Prozent im Jahresvergleich. Trotz dieser operativen Erfolge geriet die Profitabilität unter Druck: Der GAAP-Nettogewinn sank auf 1,37 Mrd. US‑Dollar (-37 Prozent), und das Ergebnis je Aktie (GAAP) lag bei 0,39 US‑Dollar. Die operative Marge brach auf 5,8 Prozent ein (Vorjahr: 10,8 Prozent), belastet durch deutlich gestiegene Ausgaben – insbesondere für KI, Forschung und Entwicklung – sowie durch höhere Tarifkosten.

Eine Erfolgsgeschichte mit offenem Ende

Trotz aller Rückschläge bleibt Tesla eines der wertvollsten Unternehmen der Welt – und ein Symbol für den Wandel der Automobilindustrie. Der Konzern hat gezeigt, dass Elektromobilität funktionieren kann. Er hat die Branche aufgerüttelt, neue Standards gesetzt und den Weg in die Zukunft geebnet.

Doch 2025 ist klar: Die Zukunft, die Tesla einst definierte, gehört längst nicht mehr allein Elon Musk. Die große Frage bleibt: Kann Tesla den Spagat schaffen zwischen Vision und Realität – zwischen Kult und Konzern? Oder wird aus der wohl größten Erfolgsgeschichte der modernen Automobilindustrie ein Lehrstück über Übermut, Macht und den Preis des Erfolgs?

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Benjamin Brodbeck

Benjamin Brodbeck ist 34 Jahre alt und studierte Automobilwirtschaft bei Prof. Dr. Diez. Danach wechselte er an die Universität Wien, wo er Publizistik- und Kommunikationswissenschaften studierte und mit dem akademischen Grad 'Magister der Philosophie' abschloss. Neben seiner Tätigkeit als Jazz-Pianist bringt er seine Leidenschaft für und sein Wissen von Automobilen in Form und Sprache als Publizist bei AUTOmativ.de sowie zahlreichen weiteren Plattformen und Unternehmen zum Ausdruck.

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